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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 6 und 7)

Mundangabe (z) und Tonfiguren in Menschengestalt. Wenn letztere zwar erst 
unter japanischem Einfluß in der nachchristlichen Zeit entstanden sein dürften, 
weisen sie doch so wesentliche Abweichungen von den Formen der gleich- 
zeitigen japanischen Tonfiguren auf, daß wir an diesen Unterschieden die 
alten Ainosüberlieferungen erkennen können. Die japanischen Totenbei- 
gaben stellen meist schlanke, bekleidete Figuren dar, während die der Ainos 
mehr ins Breite laufen und in völlig unjapanischer Weise besonders stark 
das Becken und die Geschlechts- 
teile betonen. Dazu kommt, daß 
Frauengestalten viel häufiger als 
Männerfiguren gefunden sind. 
Diese Eigentümlichkeiten zeigen 
uns Anklänge an Figuren, die im 
steinzeitlichen Südfrankreich, in 
den I-Iöhlen von Matola, in den 
Westalpen, in Malta und als Ton- 
üguren in Ägypten sowie zahl- 
reich als Steinstatuetten in spä- 
terer Zeit aus Troja und der 
Insel Amorgas, sowie dem ganzen 
prämykenischen Kulturkreis be- 
kannt sind. 
Ich glaube daher, daß man 
diese Gestalten nicht wie die 
späteren japanischen als Ersatz 
der Menschenopfer betrachten 
darf, sondern als Symbol einer 
vielleicht arischen Gottesidee, 
nämlich der weiblichen Göttin 
der Natur, die von Südfrankreich 
Abb. 7. japanischer Kaiser im Krönungsornat, mit den Sym- über  Länder des Mittelländi" 
holen: Sonne, Mond, Tiger, Löwe, Drache, Phönix, Axt, Schen Meeres bis zum fernen 
Flammenol-nament; phantastische moderne Zeichnung. - .. - . 
(Nach jap. Holzschnitt; Sammlung Exz.v.Radowitz-Berlin) Osten m der frühen Stanzen ver" 
ehrt wurde. Auch dle Brettldole 
sind in ganz ähnlicher Form in Zypern gefunden und ebenfalls als Symbole 
der Göttin der Fruchtbarkeit bestimmt. 
Desgleichen hat das Vorkommen des Phallus, der im späteren China, 
soweit mir bekannt, in dieser Form nicht üblich war, im Westen zum Bei- 
spiel in Troja und andern Orten sein Vorbild. Bei den Ainos werden noch 
heute auf den Gräbern phallusartige Merkmale errichtet und die Dorfältesten 
sollen einen phallusähnlichen Holzstab als Zeichen der Würde benutzen. 
In Japan ist der Phallus bekannt, aber er hat niemals eine besondere 
Erwähnung im Kultus erlangt. Die Literatur gibt uns keine Aufklärung, nur 
aus Aberglauben wird er überall angewendet und noch bis vor kurzem, 

	        
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