MAK

Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 6 und 7)

Ohrringen aus Kupfer und Gold, sowie das Auflegen von dünn gehämmerten 
und gravierten Goldplättchen weisen ebenfalls auf Sitten und Arbeiten des 
fernen Westens hin (Abb. I9). 
Dazu kommt, daß jene eigenartig geformten Steinornamente, Magatama, 
für die ich bisher keine Ähnlichkeit in der Welt gefunden habe, zum Teil 
aus Steinen hergestellt sind, die importiert sein müssen, da sie in Japan nicht 
vorkommen. 
Schließlich möchte ich in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, 
daß nach der alten Literatur schon sehr früh komische Tanzmasken ver- 
wendet wurden. 
Viele besonders eigentümliche Dämonenmasken zeigen unverkennbar 
das griechische Vorbild des Löwenkopfes. Bei ihnen ist es ziemlich wahr- 
scheinlich, daß die Formen erst mit dem Buddhismus aus Indien eingeführt 
sind. Die ältesten in Japan erhaltenen Masken sollen aus dem VII. Jahr- 
hundert stammen, doch zeigen sie einige Eigentümlichkeiten, die wir in der 
buddhistischen Kunst nicht finden. Allerdings wäre es möglich, daß auch 
in China Masken existiert haben, die später völlig verloren sind. Wahrschein- 
licher erscheint es mir aber, daß die einwandernden Japaner schon Masken 
mitgebracht oder sie mit den Glasperlen und Goldarbeiten zugleich ein- 
gehandelt haben. Die große unjapanische Nase, der Höcker auf der Stirn, 
die großen, gerade stehenden, tiefliegenden Augen und der offene Mund 
erinnern so lebendig an griechische und römische Masken, daß ein gemein- 
sames Ursprungsland angenommen werden muß (Abb. 20). 
In Griechenlandwurde erst imVII.JahrhundertvorChristi, mit demTrauer- 
spiel zugleich, die ernste Maske geschaffen, während vorher für die Diony- 
sus-Feste und die Komödien nur die komische üblich war. Für die alten 
japanischen Tänze und speziell für den ersten literarisch festgelegten Tanz 
der Uzume aus mythischer Götterzeit ist eine komische Ausführung erwähnt. 
Der Einf-luß dürfte daher aus einer Zeit stammen, in der die ernste Maske 
noch nicht erfunden war. Merkwürdig ist, daß in Rom zur Darstellung von 
Narren am Mundwinkel rosettenförmige Aufsätze angebracht wurden, die 
in ganz ähnlicher Weise sich auch an japanischen Masken finden. 
Der griechische Einfiuß auf die sonst unkultivierten Malaien müßte 
also nach den Masken vor dem V. Jahrhundert vor Christi und nach den Ton- 
gefäßen nach dem VIII. Jahrhundert etwa stattgefunden haben. 
Auf Grund dieser Untersuchungen glaube ich, daß das eingewanderte 
Malaienvolk entweder aus einer Kolonie des zyprischen Kulturkreises, der viel- 
leicht bis nach Indien mit seinen Ausläufern reichte, stammte, oder daß höher- 
stehende Führer, vielleicht Zyprer oder Ägäer, zu den unkultivierten östlichen 
Völkern verschlagen wurden und an der Spitze von unzivilisierten Malaien- 
horden die kühne Erobererfahrt auf die japanischen Inseln ausführten. 
In diesem Zusammenhang können wir auch vermuten, daß die ver- 
schiedenen Parallelen zwischen einzelnen mythologischen Erzählungen in 
einem gewissen Zusammenhang stehen. Zwar sind Sagen weit gewandert,
	        
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