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mitTierköpfenundRosettenformenkommen
vor, während Menschendarstellung und
Schriftzeichen noch völlig fehlen.
VI. BUDDI-IISTISCHE KUNST
GRIECHISCI-I-INDISCI-IER EINFLUSS
Eine hohe Kunst konnte erst - wie
überall in der Welt - zugleich mit der per-
sonifizierten Gottesgestalt aufkommen. Der
indische Buddhismus hat ursprünglich nur
in übereinander gebauter Reliefschnitzerei
die Gegenden dargestellt, in denen Buddha
gewandelt war. Im Norden Indiens, in Gan-
dhara, hat sich erst Jahrhunderte nach dem
Tod Buddhas aus den antiken Skulpturen
die Buddha-Figur entwickelt. Die neuesten
Ausgrabungen in Turkestan zeigen in der
Weiterentwicklung deutlich das Vorbild
griechischer Skulptur und Malerei und zu-
gleich den Einfiuß, den das Zusammen-
Abb. 3x. Angeblich Vaisravann (]ap.: Bish-
amon), erster der vier Himmelsherrscher, auf
Yaksha stehend; in Indien Kubera, Gott des
Reichtums. daher Geldbeutel in rechter Hand;
Weste mit vertikalen und Rock mit horizon-
talen rotblau und rotgrün gemaltenReihenvon
Platten, wie Soldatenkleid aufGandhara-Relief
im Labore-Museum; Gürtel und Abschluß-
borde verziert, unten Faltenabschluß; Leder-
schuhe wie noch heute in Ost-Turkestan
treffen der verschiedenen Rassen und das
Aufkommen des neuen Gottesgedankens
ausgeübt hat.
Während bei den Gandhara-Köpfen
(Abb. 23, x. z) der arische Typus der tietlie-
genden geraden Augen und der breiten Nase
sowie des griechisch geformten Mundes er-
üblich. Relief (zirka 110 m hoch) aus Dandan-
Uiliq, Ruinen bei Khotnn, Ende des VIII.
Jahrhunderts. (Aus Stein, Ancient Khotan)
kennbar ist, zeigen die Ausgrabungen in
Turkestan aus dem IV. bis VIII. Jahrhundert
(a-s) den Einfluß des mongolischen und se-
mitischen Typus. Die geschweiften Augenbrauen mit den flachliegenden
Augen und langen schwerrnütigen Wimpern, das vollrunde Kinn und der
kleine Mund mit breiter herunterhängender Lippe zeigen unverkennbare Ähn-
lichkeiten mit japanischen Fresken und Malereien trotz schlechter moderner
Restaurierung (Abb. 24).
Dieser turkestanische Freskostil ist bis zur modernen Zeit maßgebend
geblieben. Immer wieder sehen wir, wie die einmal für eine bestimmte Idee
oder Sitte eingeführte Darstellungsart stets unverändert beibehalten wird.
Wohl kann die Ausführung schlank oder rund, farbig oder linear, realistisch
oder impressionistisch wiedergegeben sein, aber immer ist ein gewisser
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wesentlicher Grundstil beibehalten.
Die gespreizten Finger entsprechen den Fresken Turkestans ebenso wie
der Kopf. Das flatternde Gewand ist niemals nach der Natur gezeichnet,
sondern stets in der fremdartigen, die Heiligengestalt besonders charakte-