Wandfiächen der Schleifer oder Trempler herzustellen hatte. Allerdings gab
es auch Kugler, die sämtliche am Glas vorzunehmenden Schleifarbeiten
verrichten konnten. Das Kuglerwerkzeug bestand aus einer vertikal gestellten
schmiedeeisernen Schleifscheibe - das Rad genannt - mit vier Speichen.
Der Arbeiter saß auf hohem Stuhl ohne Lehne und hielt das Glas, auf dem
das Muster mit gefärbtem Lack vorgezeichnet oder punktiert war, an den
untersten Rand der rotierenden Scheibe. Er mußte, da der stets aus dem
Trichter auf Rad und Glas tropfendeBrei aus Kiessand die Schleifstelle
deckte, den Fortgang seiner Arbeit mehr vermuten als er ihn erkennen
konnte. Ein häufiges Abspülen des Glases war
daher notwendig.
Zum Gravieren oder Glasschneiden wurde
das primitive hölzerne Kuglerzeug durch ein
gabelförrniges Bronzestück ersetzt. An die
Stelle des großen eisernen Schleifrades traten
kleine Kupferscheiben und an die Stelle des
Schleifsandes ein mit Olivenöl angerührter
Schmirgel. Das zu verfeinernde Glas wurde
an das rotierende Rädchen gehalten und nun
je nach Verschiebung des Glases parallel zur
Drehachse der Scheibe oder in der Richtung
einer Tangente mulden-, faden- oder nur punkt-
förmige Aushöhlungen verschiedener Tiefe
hervorgerufen. Die durch den Schmirgel matt
geriebenen Stellen konnten mit einem Rädchen
aus Holz oder Bein, dem ein Poliermittel auf-
gestrichen wurde, glatt gerieben oder poliert
werden. Es gab Graveure, die tief konkave
iigurale Darstellungen, welche von Künstlern
in großer Ausführung modelliert oder auch nur Abb-Wg Gälhgs Übemfßglas "f; Ansim
in Zeichnung entworfen wurden, in kleinem er C wagkn nächst?!" a
Maßstabe mit zartester Feinheit und bewundernswerter perspektivischer und
formaler Richtigkeit und Klarheit der Ausführung herausarbeiten konnten.
Ein solcher Künstler war unter vielen anderen, bereits früher angeführten
Graveuren Franz Anton Pelikan in Meistersdorf bei Steinschönau. Er galt
in den zwanziger und dreißiger Jahren als der tüchtigste Glasschneider des
Bezirkes und wird hier speziell genannt, weil ihm für seine Verdienste
gelegentlich der Gewerbeausstellung im Jahre 1831 die silberne Medaille
zuerkannt wurde.
Hinsichtlich der Wahl der Darstellungen hielten sich die Graveure und
Glasschneider des Industriebezirkes stark an die von ihren Vorfahren im
XVIII. Jahrhundert bevorzugten Vorwürfe. Von Interesse wird daher hier
die Wiedergabe eines Berichtes sein, den Oberhauptmann Leb von Lieben-
haus im Juni des Jahres 1704 dem Fürsten Schwarzenberg erstattete. Es
4-1: