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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 6 und 7)

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auch vereinzelte 
Beispiele solcher 
Bauweise, die im 
prinzipiellen Ge- 
gensatz zu den 
skandinavischen 
Anlagen stehen 
(ursprünglich alle 
Räume in beson- 
derenI-Iäusernge- 
sondert, mit fort- 
schreitender Ent- 
wicklung mehr 
und mehr unter 
Abb. 34. Bautenmuseum zu Lingby bei Kopenhagen. Ostenfelder Hof. Außenansicht ein efn Dach ge- 
 
einigt), auf unsere 
Zeit gekommen oder haben sich, wie in Skandinavien, uralte Typen trotz aus- 
wärtiger Einflüsse doch immer wieder neben höher entwickelten gebildet (Er- 
bauung der letzten „Röck-Stuga", des ältesten, primitivsten Haustypus, im 
Jahre 1826), so ist doch anzunehmen, daß das Zusammenwohnen von Be- 
sitzer und Dienstboten, dazu die Unterbringung von Vieh im nämlichen Raum 
schon im XVI. Jahrhundert nicht mehr allgemein üblich war. Eine Trennung 
war möglich durch Anbauten (wie beim Ostenfelder Hof] und dies ist in 
einer großen Zahl von Fällen eingetreten, weiter aber durch Verlegung der 
Stallungen in besondere Gebäude. In diesen Anbauten nun liegt meist der 
Pesel, das Staatszimmer des Hauses und, wie beim Ostenfelder Hof, auch 
ein geräumiges Schlafzimmer (Abb. 40) für das hausbesitzende Elternpaar. Die 
Siddelser sind fast durchwegs „zwei Fach groß", haben dementsprechend auch 
zwei Fenster, der Pesel dagegen ist „drei Fach groß", hat also auch dem- 
entsprechend drei Fenster. Dort wurden die beim „Fensterbier" gestifteten 
Scheiben eingesetzt, wenn eine I-Iauseinweihung stattfand. Der unter Ab- 
bildung 2 gegebene Pesel aus der Wilstermarsch ist genau beim Eingang 
zum Haus eingebaut gewesen, entstammt also einer Anlage, die bereits 
den eigentlichen Wohnhaustypus trug. 
Aus den zahlreichen älteren, noch bestehenden Gehöften ist jetzt 
die ehemalige Einrichtung des Pesels überall verschwunden, Getäfel und 
Plafondverkleidung abgenommen, an Altertumshändler, an Museen verkauft, 
in letzteren, zum Teil wenigstens, aufgestellt, meist aber, wie schon be- 
merkt, bloß als „Raum", nicht aber so, daß die Bedeutung des ehemaligen 
Prachtraumes dem Beschauer klar wird. Nichts erinnert mehr an die ursprüng- 
liche Verfassung der Sache. Man muß es lebhaft bedauern, daß der Ge- 
danke an die Konservierung kompletter, kulturell so hochwichtiger baulicher 
Anlagen nicht zur rechten Zeit jene Kreise zu erwärmen vermochte, die 
jeden römischen Topfscherben, jedes noch so rohgeformte prähistorische
	        
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