4Io
der späteren Eigenart des Künstlers lassen diese Arbeiten noch wenig be-
merken. Wohl zeigen sie die Entfaltung des akademischen Klassizismus zu
einer prunkvollen Dekorationskunst, wie sie sich in Wien unter dem Einüuß
Rahls und insbesondere Makarts vollzogen hatte; aber von der souveränen
Beherrschung der Form und dem geistigen Leben, das die späteren Arbeiten
Grolls auszeichnet, bleiben sie noch weit entfernt. Bedeutsamer sind die Ar-
beiten für den Dom zu Przemysl, welche Groll im Jahr 1881 übernahm und
mit welchen er den Übergang zur kirchlichen Kunst gewann. In vierzehn
Nischen und ebensovielen Medaillons an der Vorderseite des Ikonostasions
Abb. 7. Kuppel des Pöstlingberges, Krönung Mariä (nach dem Karton)
bringt er die zwölf Apostel, die Evangelisten, die großen und kleinen Propheten
zur Darstellung; in zwei größeren Nischenbildern Christus auf dem Thron in
hohenpriesterlicher Tracht mit dem Buch des Lebens in der Hand, und die
Madonna stehend mit dem Jesuskind auf dem Arm. Alles, der stilistischen
Natur der Aufgabe gemäß, in feierlich gebundener Haltung; aber in farbiger
Pracht von dem goldigen Hintergrund sich abhebend. Freiere Bewegung
gestattete dem Künstler die in derselben Kirche ausgeführte Grablegung, eine
schön gerundete Komposition, in deren edlem und bewegtem Linienspiel die
besten Muster der klassischen Kunst anklingen, und die zum ersten Male Grolls
Gabe verriet, religiöse Stoffe mit echt menschlichem Gehalt zu durchdringen.
In dieser Richtung entwickelte sich Groll, sowohl gefördert durch Aufträge