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Abb. xg. Aus dem Deckenbild der Brigitte-Kapelle in Wien
ist der Deckenschmuck der durch kunstsinnige Wiener Bürger restaurierten
Kapelle in der Brigittenau, 1903 vollendet - ein kleines kugelförmig über-
wölbtes Oktogon, in dessen Kuppel der Künstler einen legendarischen Vor-
gang, die wunderbare Errettung eines Mitglieds der kaiserlichen Familie im
Kriegslager durch die Fürbitte der heiligen Brigitta zur Gottesmutter dar-
stellt (Abb. I8). Die Szene ist dem kleinen Raum entsprechend mit wenigen
Hilfsmitteln und einer geringen Anzahl von Personen glücklich charakteri-
siert. Zelt, Schanzkorb, Geschütz, Fahne mit Reichsadler bezeichnen die
Örtlichkeit; vor dem knienden Fürsten, hinter welchem die Heilige steht, eine
explodierende Bombe; ihnen gegenüber in den Wolken die Erscheinung der
Madonna mit dem Kinde; auf der anderen Seite entsetzte und staunende
Kriegsleute. Auch hier bewegte Engelgestalten, welche die Szene runden
und dem Ganzen transzendentes Kolorit geben: aus den Wolken nieder-
schwebend, die todbringende Wirkung des Geschosses hemmend und be-
schwörend, als andächtige Beschauer hinter der Heiligen sich gruppierend
(Abb. 19, zo, 21). Die Ausführung der schön gedachten Komposition ist nur
teilweise vom Künstler selbst, welcher damals bereits die Arbeit für Haindorf
begonnen hatte und sich fremder Hilfe bedienen mußte. Für die Armenseelen-
nische an der südlichen Außenwand des St. Stephansdomes in Wien malte
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