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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 8 und 9)

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Kunst in der Gegenwart den Blick für die Wirklichkeit und für das volle 
pulsierende Leben verloren hat. Genauestes, unausgesetztes Studium der 
Natur lassen alle seine Arbeiten erkennen, und zwar wird dies Studium 
immer sorgfältiger, die Beherrschung der Form immer vollständiger, je mehr 
seine Entwicklung vorschreitet. Aber niemals hat Groll die künstlerische 
Orientierung an der Natur mit dern Naturalismus, mit dem einfachen Ab- 
schreiben einer oft herzlich unbedeutenden Natur verwechselt. Er studierte 
die Natur, um sie nach künstlerischen Zwecken zu bilden, das heißt, um sie 
Abb. 2x. Aus dem Deckenbild der Brigitta-Kapelle in Wien 
zu stilisieren. Mit derselben Selbständigkeit, mit welcher er in den großen, 
für den künstlerischen Schmuck von Barockkirchen bestimmten Fresken den 
Formentypus dieses Stils zugleich festhielt und mit modernem Leben erfüllte, 
hat er auch in den zahlreichen Arbeiten dekorativer Art, welche von ihm für 
profane Architekturen ausgeführt worden sind, eine im Sinne der Meister 
des Secento aufgefaßte und urngebildete antike Formensprache den künst- 
lerischen Zwecken der Gegenwart anzupassen verstanden. Die monumental- 
sten Arbeiten dieser Art aus seiner späteren Zeit (die Braunschweiger 
Deckengemälde wurden bereits erwähnt) sind die Deckengemälde im neuen 
Rathaus der Stadt Reichenberg in Böhmen: im Sitzungssaal der Kampf der 
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