Die Intarsia gehört nicht dem Großbau
sondern dem Kleinbau an, nicht der Archi-
tektonik sondern der Tektonik im engeren
Sinn (obwohl hinwieder geradezu groß-
artige Architekturen ihr Darstellungsobj ekt
werden können). S0 merken wir bereits,
wie sehr sich unsere Kunst mit andern
Künsten der tektonischen Dekoration ver-
binden kann. Nicht, daß sie selbst einer
Ergänzung durch andre Techniken be-
darf: Brandmalerei oder Gravierung haben
zwar häufig in sie eingegriffen, verletzen
aber ihre stille und reiche Eigenart, so
daß gute Intarsiatoren eine derartige Hilfe
ablehnen, mag sie auch etwa für das
Schattieren von Blumen und dergleichen
noch so nahe liegen. Dagegen sind
Kombinationen mit andern Techniken für
die Intarsia günstig; als I-Iauptbeispiel sei
die Holzbildhauerei oder I-Iolzschnitzerei
genannt, die der Intarsia begreiflicher-
weise häufig auch durch Personalunion
nahesteht.
Solche sachliche und persönliche Ver-
bindungen tun schon deshalb not, weil
eine scharfe Beschränkung auf Intarsia so-
wohl der Kunst wie ihrem Jünger schaden
kann. Die Schwierigkeit und Langwierig-
keit, die Kostspieligkeit und Vornehmheit
der lntarsia darf nicht aus dem Auge lassen, Intarsiafüllung eines Pilasters vom Chorgesrühl
wer namentlich die Kulturbedingungen ver- m s" purem m Bologmh nach Hemme
folgen will, die für sie in Betracht kommen und die also günstiger sein müssen
als für viele sonstige Kunstarten. Mit diesem Verständnis wird man auch die
geschichtliche Entfaltung der Intarsia zu würdigen haben.
Mit etwa sechs Perioden oder besser gesagt Blütezeiten wickelt sich
die Geschichte der Intarsiakunst vor unserer jetzigen Betrachtung ab.
Einer ersten, allerdings recht wenig einheitlichen Epoche, dem Altertum,
schließt sich nach einem begreiflichen Rückgang das Mittelalter als die
zweite Epoche an. Ihre Leistungen steigern sich etwa vom Ende des
T recento an, spätgotisch, bis zur Mitte oder zum Ende des Quattrocento.
Von da an geht es ohne Unterbrechung in die eigentliche Renaissance
hinein, die wir hier als unsere dritte Epoche bis etwa 1600 rechnen. An
vierter Stelle haben wir Spätrenaissance und Barock im XVII. Jahrhundert;
an fünfter Stelle Regence, Rokoko und Zopf im XVIII. Jahrhundert; und