Für die Klosterarbeit des Mittelalters kommt ebenfalls die Intarsia in
Betracht; im XVJahrhundert haben ihr zahlreicheVertreter desDominikaner-
ordens ihre Kräfte und wohl auch ihre beschauliche Stimmung gewidmet.
Allerdings ist hier, in der Gotik, noch lange nicht jene spezialisierende Iso-
lierung erreicht, die wir späterhin kennen lernen werden; dazu waren die
damaligen Kunstarbeiter zu sehr einheitliche Künstler und Handwerker
zugleich, so daß mindestens die Holz-
kunst nach den verschiedensten Richtun-
gen gemeinsam behandelt wurde. Doch
scheinen vor dem XV. Jahrhundert noch
immer Stein und Bein vor dem Holz vor-
geherrscht zu haben.
Das Berliner Kunstgewerbemuseum
besitzt in seinem Raum für Kirchenaus-
stattung (n) viele Hächige Schnitzerei, die
bereits auffallend an Intarsia gemahnt,
und stellt neben jenes Wetzlarer Kästchen
eine gleichalterige deutsche Schreibtafel
(Diptychon) aus geschnitztern Holz mit
farbigen Einlagen, die bereits zu den fei-
neren Arbeiten unserer Kunst gerechnet
werden kann. Allerdings gibt es vor dem
XV. jahrhundert hauptsächlich ornamen-
tale Geometrieformen. Derartiges mehrt
sich im XV. Jahrhundert. (Ebenda Glas-
kasten 85 und Raum n; Tiroler Kästen
und Truhen, zum Teil mit gröblicher
Ausführung, zum Teil auch mit Eisen-
einlagen, führen in Virtuositäten der Spät-
gotik ein, was zum Beispiel die turm-
artigen Phantasiearchitekturen aus hell-
bis dunkelbraunen Hölzern einer Tiroler
Truhe zeigen.)
Auch Frankreich dürfte wohl schon
früher als im Jahre 14x6 (das in diesem
Zusammenhang erwähnt wird) Intarsia
gepflegt haben, wenn auch nur im An-
schluß an Italien. Dieses hatte seit längerem die sich hier gruppierenden
Techniken in der Gewalt. Zahlreiche Dekorationsweisen der Groß- und
Kleintektonik gingen der uns interessierenden Intarsia voraus. Um x3oo
blühte jene Cosmaten-Familie, welche in reichhaltiger dekorativer Weise
Architektur und Skulptur und Musivik zu kombinieren verstand; das aus dem
Orient stammende „Certosa-Mosaik" schloß sich an; und seit etwa 1400
arbeitete zu Venedig die Embriacchi-Familie mit Künsten, bei denen zum
Arbeitstischchen mit Marketerie von Delorme,
Kollektion Camondo, nach Molinier