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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 8 und 9)

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angrenzenden Territorien, wie 
vollständig diese Stilweise in den 
Zeiten zwischen der Beendigung 
des Dreißigjährigen Krieges und 
dem Tode Kaiser Josefs II. ge- 
herrscht hat; wie groß ihr Können 
und wie mannigfaltig der Kreis 
der Aufgaben gewesen ist, die sie 
mit ihren Mitteln in glanzvoller 
Weise zu lösen vermochte. Und 
obwohl unter italienischen Ein- 
fiüssen entstanden und durch Zu- 
zug italienischer Künstler wie 
durch die nahen Beziehungen 
des Kaiserhauses zu Italien fort- 
während genährt, darf diese 
Kunst des Barock doch in mehr 
als einem Sinne als ein spezifisch 
österreichisches Gewächs ange- 
sehen werden. Trotzdem ist sie 
lange mit scheelen Augen be- 
trachtet worden. Klassizisten, 
Romantiker und Bewunderer der 
Renaissance schalten auf sie als 
eine geschmacklos übertreibende, 
pomphaft parodistische Ausartung 
älterer reinerer Formsysteme, und 
doch war sie zur Zeit ihrer Blüte 
ein edler und typischer Ausdruck Abb. 2. Kreuznbnahrne aus der Basilika zu Troppau (nach 
der gesellschaftlichen Mächte, m" Photographie) 
welche im XVII. und XVIII. Jahrhundert Österreich, die österreichische 
Kultur und in einem gewissen Sinne auch das österreichische Volk repräsen- 
tierten: Hof, Hochadel und katholische Kirche. 
An diese der Gegenwart zeitlich zunächst stehende, aber von ihr ver- 
gessene, ja beinahe gemiedene Kunstrichtung knüpft Grolls künstlerisches 
Schaffen, namentlich in späteren Jahren seiner Tätigkeit, immer bewußter 
an. Manche Umstände seines Lebens begünstigten diese künstlerische Ent- 
wicklung. Er war ein Sohn des Wiener Bodens, auf welchem der größte 
heimische Meister der barocken Malkunst, Daniel Gran, eine Anzahl seiner 
glänzendsten Werke geschaffen hatte: den Galleriesaal im Schwarzenberg- 
Palais am Rennweg, die Dekoration des großen Saales im kaiserlichen Lust- 
schloß zu Hetzendorf und vor allem die großartige malerische Ausschmückung 
der Hofbibliothek, das Bedeutendste was Gran und die Malerei des Barock 
in Österreich überhaupt hervorgebracht haben. Aber Hunderte von jungen 
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