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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 8 und 9)

 
trägt in sich Ranken aus Elfenbein oder hinwieder aus Ebenholz und der- 
gleichen. Symmetrische Spielereien, die der Renaissance-Intarsia ohnehin 
eigen sind, können sich gerade hier reichlich entfalten. Von solcher Doppel- 
intarsia sehen wir zum Beispiel einen Tisch und ein Schränkchen im Berliner 
Kunstgewerbernuseum (Raum I4, Wand 94, „Führer", Seite 28). 
Das XVIII. Jahrhundert steigert die bisherige Meisterschaft zur Virtuo- 
sität. Kostbare Hölzer in den mannigfachsten Farben kommen zu Hilfe und 
führen die Lebensgemeinschaft mit Schildpatt und Metall weiter. Der Aus- 
druck „Marketerie" wird gebräuch- 
lich, die „Hofebenisten" werden 
eine eigene Zunft. Nebensächliche 
Spielereien greifen da und dort ein, 
wie beispielsweise Schrafl-ierung 
auf den Elementstücken des Intar- 
siawerkes oder gar Wedgwood- 
Platten, die in Marmor eingelegt 
werden. Zwei vorzügliche Möbel- 
stücke dieser Art sind das auf Seite 
444 abgebildete Arbeitstischchen 
von Delorrne aus der Kollektion 
Camondo und der ebenfalls hier 
reproduzierte (Seite 445 und 446) 
Damenschreibtisch von Pierre 
Denizot. Meister Boulle wirkt 
noch immer. Für die Zeit der 
Regence ist als „Hofebenist" 
Charles Cressent (1685 bis 1768) 
maßgebend. Im Rokoko von 
Louis XV tritt an seine Stelle 
Jean Francois Oeben (ungefähr 
1700 bis 1765). Ihm folgte Jean 
Henry Riesener (1735 bis 1806), 
sein Schüler, in späterer Zeit 
den Übergang vom Rokoko zum 
„Zopf" mitmachend, so daß er 
der eigentliche Mann für die Kultur Louis XVI geworden ist. Beide Künstler 
arbeiteten nacheinander an einem Schreibtisch („Bureau") für Louis XV, 
den jetzt, als das vielleicht kostbarste Möbel aus dem XVI. Jahrhundert, die 
Louvre-Sammlung birgt, und das in dem Seite 447 abgebildeten Schreib- 
tisch des Königs Stanislaus Leszczynski der Wallace Collection ein würdiges 
Gegenstück hat. 
Das Seitenstück zu jenen beiden Künstlern für Deutschland bedeutet 
David Roentgen (x743 bis 1807), zu Neuwied und zu Paris wirkend, cha- 
rakteristisch für die Kulturperiode Friedrich Wilhelm II. von Preußen. Das 
Wandtischchen mit Marketerie. englisch, Ende des XVIII. 
Jahrhunderts (K. k. Österreichisches Museum)
	        
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