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Inhaltsverzeichnis: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1867 / 23)

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INTERNATIONALE SAMMLER - ZEITUNG 
Nr. 2 
erworben. Justi nannte diese kleinen Bilder die 
ältesten, künstlerisch vollendeten Bilder von spani 
schem Land und Leuten, aufgefaßt von einem Maler, 
der dazu die scharfe Naturbeobachtung und den 
Blick des Fremden für das Besondere einer neuen 
Umgebung mitgebracht hatte. Und Friedrich 
Winkler urteilt: es gibt keinen zweiten Künst 
ler der Vergangenheit, dessen Schöpfungen in der 
Energie und Grazie, die unter einer unvergleich 
lichen Sachlichkeit versteckt sind, in der lichter 
füllten Wiedergabe den besten Werken unseres 
Menzel mehr verwandt sind als die seinen, 
Zu den Bewunderern des Juan hat übrigens 
schon Dürer gehört. Als Isabella starb, waren 
die Tafeln unter der fürstlichen Verwandtschaft ge 
teilt worden, und 40 davon erhielt von ihrer 
Schwiegermutter die Herzogin - Witwe Marga 
rete, die in Mecheln residierte. Dort sah sie 
Dürer auf seiner niederländischen Reise, und er no 
tierte in sein Tagebuch, daß er dergleichen von Rein 
lichkeit und Güte dazu nie gesehen habe. Es bleibt 
ungewiß, ob die 46 Bildchen — sie messen nur 
21 zu 16 cm — bestimmt waren, alle Zeit getrennt 
aufbewahrt zu werden, vielleicht um nach Belieben 
neu aus der Lade genommen und dem Kirchenjahre 
entsprechend auf Zimmeraltären zu Andachts 
zwecken benutzt zu werden, oder ob die Königin sie 
zu einem vieltafeligen Altaraufsatz vereinigen 
wollte, wie man sie in Spanien liebte. 
Die beiden Bilder des Juan, von dem Deutsch 
land sonst kein Werk besitzt, werden nun im Ber 
liner Museum die Erinnerung an die Sammlung 
Eduard Simon erhalten, die in alle Winde zer 
streut ist. 
Cine ^Million ^Dollar für ein J3ild. 
Aus London kommt eine sensationelle Nach 
richt: Das berühmte Bild von Lawrence, „The 
red Boy", soll aus der Sammlung des Earl of Dur- 
ham für den Rekordpreis von einer Million 
Dollar nach Amerika verkauft worden sein. 
Vor einiger Zeit wurden von amerikanischer 
Seite für das Bild Kaufangebote bis zu 775.000 Dollar 
gemacht, die aber abgewiesen wurden, Sollte Lord 
Durham tatsächlich den Preis von einer Million Dol 
lar erhalten haben, dann wäre damit ein neuer 
Preisrekord im Kunsthandel aufgestellt. Der höchste 
Preis für ein Bild, der bisher gezahlt wurde, waren 
die 450.000 Dollar, die John Pierpont M organ vor 
kurzem erst für den „Gekreuzigten" von Piero degli 
Francesca, einem Schüler Domenico Venezianos, 
gegeben hat. 
Von Bildern des Sir Thomas Lawrence erzielten 
bei Auktionen in den letzten Jahren: 
Porträt der Mrs, New Digate (Samm 
lung Bonner), Versteigerung New 
York 1910 Dollar 3.750 
Dasselbe Bild, New York 1912 . . Dollar 16,000 
Dasselbe Bild, New York 1915 . . Dollar 6.000 
Männliches Porträt (Ruld, Lepke, Ber 
lin 1911) Mark 7.000 
Porträt Peters (Sammlung Hollins), 
New York 1915 Dollar 1.000 
Männliches Porträt, Studie, Lon 
don 1916 Pfund 75.— 
Die Schwestern (Sammlung Lambert), 
New York 1916 Dollar 2.000 
Damenbildnis (Sammlung Lambert), 
New York 1916 Dollar 2.600 
Mrs, Inglis (Sammlung Lambert), New 
York 1916 Dollar 3.000 
Mutter und Tochter (Sammlung Lam 
bert), New York 1916 . . . Dollar 1.300 
Dame und Kind, New York 1922 . Dollar 27.000 
Männl. Porträt, Philadelphia 1924 Dollar 5,400 
und Herrenporträt, New York 1924, 
Dollar 4,500 
Von Piero degli Francesca ist seit langem kein 
Bild auf den Kunstmarkt gelangt. Hauptwerke von 
Francesca befinden sich in U r b i n o (Geißelung 
Christi in der Sakristei des Domes), A r e z z o, 
(Fresken im Chor von San Francesco), in London 
(Taufe und Geburt Christi in der Nationalgalery), 
Paris (Madonna im Louvre), in Florenz (Por 
träts Federigos de Urbino und seiner Gattin, doppel 
seitiges Bild in den Uffizien), in Mailand (Altar 
bild in der Brera), in Venedig (Hl. Hieronymus in 
der Akademie), Perugia (Altarbild). Sein Geburts 
ort Borgo San Sepolcro besitzt von ihm die „Auf 
erstehung Christi". 
Der zweite Jeil der Bibliothek Blome. 
Aus Hamburg wird uns geschrieben: 
Die Bücherstube Hans G ö t z bringt nun den zweiten 
Teil der Bibliothek der Grafen von Blome auf Saizau in 
Holstein zur Auflösung, deren ersten sie bekanntlich im April 
vorigen Jahres versteigerte. 
In der Struktur dem ersten gleich, wenn auch an Umfang 
kleiner, präsentiert sich der zweite Teil konzentrierter und 
gehaltvoller. Schon die erste Abteilung — römische und grie 
chische Klassiker — verdient Beachtung, sind doch verschie 
dene der schönen Drucke in prachtvollen alten Maroquin 
bänden, so Marc Aurel, Demosthenes, Diodor, ein Göschen- 
scher Homer, Lucanus, Sallust, Sophokles. 
Unter den deutschen Chroniken und Geschichtswerkei» 
stechen die über All-Friesland hervor. Unter Literatur finden 
wir Gesamtausgaben von Chamisso, Goethe, Heine, Hoffmann, 
Jean Paul, Novalis und Wieland, sowie Erstausgaben, wie 
„Ficht es Reden an die deutsche Nation", Goethes erstes 
Gedicht in der Rost'schen Sammlung, Hamann, Kleist, Klop- 
stock, Körner, Lavater. 
Von den englischen Büchern fällt eine Scott-Ausgabe auf, 
die Erstdrucke einzelner Romane enthält. Ein Exemplar von 
Merlans Theatrum Europäum, dem Hauptwerke des 17, Jahr 
hunderts, erscheint im Rahmen der europäischen Geschichte, 
in der sonst Rußland besonders reich vertreten ist. Französi 
sche Literatur und Geschichte sind stark vertreten. Der Kata 
log weist eine ganze Reihe der gesuchten Erstdrucke von 
Balzac, Baudelaire, Diderot, Flaübert, Hugo, Merime und 
Stendhal, an Gesamtausgaben einen herrlichen, von Didot ge 
druckten Boileau im Maroquin-Prunkeinband, ebenso Crebil- 
lon, Helvetius; die Gesamtausgabe von Moliere, 1682, also eine 
der frühesten, sowie eine andere Luxusausgabe von Didot in 
Bozerian-Einbänden, die seltenste und schönste Rabelais-Aus 
gabe und schließlich von Rousseau die Erstausgabe seines be 
rühmten „Contract Social" auf. 
Aus der Fülle der geographischen und Reisewerke etwas 
herauszuheben, fällt schwer. Es ist sowohl eine Reihe von 
alten Atlanten vorhanden, wie Spezialwerke aus allen Erd 
teilen, Die meisten Werke sind reich mit Kupfern und Karten,
	        
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