TVQ
Doppeladler auf verschiedenen orientalischen Münzen (Abb. 4), Skulpturen
und Stoffen. .
Das deutsche Volk sah in dem Adler stets eine symbolische Figur
seiner Könige und Kaiser und legte dem König einen einköpfigen, dem
Kaiser einen doppelköpügen Adler bei, so sagt zum Beispiel Johannes Rothe
in seinem „RitterspiegeP (1380):
„ . . . Doch habin die am ein undirscheid:
Des keisers sehit uf beide sitin,
Des konigis sin houbit treid
Also vor sich an einer sitin. . . . "
Die Tinkturen dieser Wappenüguren, Schwarz und Gold, finden wir in
den Dichtungen aus jener frühen Zeit oftmals festgelegt. So spricht der
Verfasser eines beschreibenden Liedes über die Entscheidungsschlacht am
Marchfeld zwischen dem König Rudolf von Habsburg und Ottokar von
Böhmen (1278):
„ . . . up golt von zabel ein adelar
was geslain und gelait
vanme riche hie dese waipen drait
van arde hie ander waipen hait . . . "
Unter dem Sohne Karls IV., Kaiser Sigismund, erscheint in dessen Münz-
siegel zum erstenmal der Doppeladler in dominierender Größe, die beiden
Köpfe des Adlers in bezug auf das „heilige" römische Reich von Nimben
umgeben (Abb. 5) und von da an bleibt der Gebrauch des einköpiigen Adlers
für den König und des zweiköptigen für den Kaiser in den Regentensiegeln
konstant.
Bereits auf einem kleinen Sekretsiegel des Königs Friedrich des Schönen
(1325) ist die Brust des einfachen königlichen Adlers mit einem Schildchen
belegt (Abb. 6), eine Erscheinung, die sich öfter wiederholt "', bis sie später
zu einer irnmerwährenden sich ausgestaltet. Im sogenannten Codex Cotta,
um die Mitte des XV. Jahrhunderts entstanden, ist das Wappen des Kaisers
Friedrich III., der Doppeladler, ebenfalls mit dem Bindenschild von Öster-
reich belegt und auf einem Siegel desselben Kaisers an einer Urkunde aus
dem Jahre I458 (Abb. 7) erscheinen sogar zwei Schilde, Österreich und
Steiermark, auf den Adler gelegt; der rechte Adlerflügel trägt den Binden-
schild, der linke den Panterschild der Steiermark.
Unter Kaiser Maximilian I., der die Wappen von Österreich und Bur-
gund in einem gespaltenen Schilde vereint dem Adler auf die Brust legte,
werden schon weitere heraldische Ausschmückungen sichtbar. Die Zeit der
echten, reinen heraldischen Kunst ist eben vorüber, die Wappenzierkunst
" Im Siegel der Stadt Wien an einer Urkunde aus dem Jahre x346 ist ebenfalls die Brust des damals
noch einköpfigen Adlers der Stadt mit einem Schildchen, dem Kreuzschilde, belegt.