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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 8 und 9)

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ist mit der Renaissance eingezogen, hat sich volle Gel- ßwcu m Yvziflzqff 
tung verschafft und überladet nun die Vvappenbildgr mit 
Kronen und Ordenszeichen und sonstigen Attributen und 
Ernblemen. 
Dem Doppeladler werden Kronen auf die beiden 
Köpfe gesetzt (Abb. 8), die Kette des goldenen Vlieses 
wird um den Schild gelegt, Greifen als Schildhalter werden 
sichtbar (Abb. 9). Der Brustschild des Adlers wird viel- 
feldrig und abermals gekrönt (Abb. 10), bis man endlich 
im XVILJahrhundert dem Adler auch noch die F änge mit 
Szepter, Reichsschwert und Reichsapfel belastet. Die Ab- 
bildung II zeigt das kleinere kaiserliche Wappen unter Leopold II. (1790 bis 
1792) nach dem Wappenpatent von 1790 "'. 
Der Brustschild des Adlers ist hier mit den Kronen von Ungarn und 
Böhmen bedeckt, das Herzschildchen (Österreich-Lothringen-Toskana) ziert 
der österreichische Erzherzogshut. 
Der Orden vorn goldenen Vlies, der militärische Maria Theresien-Orden, 
der königlich ungarische St. Stephans- und der toskanische St. Stephans- 
Orden werden unter dem Schild sichtbar. 
Der Kronenschmuck der beiden Köpfe des Doppeladlers, wie solchen 
die Abbildungen 8 und g vorführen, hat offiziell keine weitere Verwendung 
gefunden, wie man dies aus den Siegelbildern der letzten römisch-deutschen 
Kaiser ersehen kann. Er blieb als ein Produkt der künstlerischen Freiheit 
einzelner zeitgenössischer Maler auf rein dekorative Darstellungen be- 
schränkt, wenngleich er bereits im oströmischen Reich sich nachweisen läßt, 
siehe zum Beispiel das Fahnenbild unter Kaiser Andronikos II. Paläologos 
dem Älteren (gest. I 332), das einen gekrönten goldenen Doppeladler auf roter 
Seide zeigt. Auch die Bewehrung des Adlers mit einem Schwert ist ebenfalls 
keine Neuheit, denn sie erscheint bereits in einem Landfriedenssiegel von 
1352. (Abb. 12.) 
Die um die Wende des XVIII. Jahrhunderts eingetretenen traurigen 
Verhältnisse, welche das ohnehin sehr morsche Gebäude des deutschen 
Reiches bis in die Grundfesten erschütterte, veranlaßten Kaiser Franz II. für 
sein Haus zu retten, was noch zu retten möglich war. Fiel das Deutsche Reich 
auseinander, so sollten wenigstens die österreichischen Erblande durch einen 
staatsrechtlichen Verband zu einer kräftigen, widerstandsfähigen Einheit 
geschlossen und dadurch gesichert werden. In der Pragmatikal- 
 
Abb. 3 
" Das große Wappen unter Kaiser Leopold II. zeigt den deutschen Reichsaar in einem 
goldenen, mit der Kaiserkrone bedeckten Schilde, der von zwei Greifen gehalten wird. Die 
Brust des Adlers ist mit einem Schilde belegt. der, in viele Quartiere geteilt, die mit dem Erz- 
haus in Verbindung stehenden oder gestandenen Wappenbilder enthält. Dieser Brustschild 
trägt oben die ungarische und böhmische Königskrone, ist von der Kollane des goldenen 
Vlieses umzogen, während unten die übrigen Orden, siehe das kleine Wappen (Abb. r r), sichtbar 
werden. Dieses l-Iineinsetzen der beiden Kronen, namentlich der Orden in einen Schild, war ein 
heraldiscber Mißgriif gewesen, den man leider später bei der Schaffung der österreichischen 
großen Wappen in den jahren 1806 und xB36 zu wiederholen sich bemüssigt glaubte. 

	        
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