nebst Schwert und Szepter wurde ebenso schablonenhaft und auf gleicher
künstlerischer Höhe dargestellt wie die Krone, bis der Verfasser dieser
Zeilen im Jahre 1890 in der ersten Ausgabe seiner „Österreichisch-un-
garischen Wappenrollewk zum erstenmal den Versuch machte, diese
nichtssagenden, häßlichen Formen der Reichsinsignien samt und sonders
auszutilgen und durch die wirklich vorhandenen prachtvollen Kleinodien
in der Schatzkammer der Wiener Hofburg zu ersetzen "i", die aber, hier sei
dies ausdrücklich angeführt, offiziell leider nie als „Reichsinsignien" erklärt,
sondern nur stillschweigend als solche angesehen worden sind.
Es dauerte auch gar nicht lange, so war diese Neuerung vollständig
durchgedrungen und heute Findet man selten noch ein Reichswappen, bei
dem die Vorlagen der Wappenrolle nicht benutzt worden wären.
So wie die Reichsinsignien sollen auch die Ordenskollanen f" so treu, als
dies die Größe der Zeichnung zuläßt, den Originalen nachgeformt werden,
nur bei dem Orden des goldenen Vlieses kann eine etwas freiere Behandlung
der funkensprühenden Steine platzgreifen, die Handhaben der Feuerstähle
können etwas vereinfacht werden, wenn die Größenmaße des Wappens eine
detailliertere Durchbildung derselben nicht zulassen sollten. Die schwarzen,
weiß getupften Steine dürfen aber ja nicht etwa, der lebhafteren Farben
wegen, durch rote oder blaue ersetzt werden, wie dies mitunter hie und da
zu sehen ist, weil der Orden sonst leicht mit dem spanischen Orden vom
goldenen Vliese, der rote Flammen und blaue Steine aufweist, verwechselt
werden könnte. Ebenso wird aus Unkenntnis sehr häufig die Hals-
dekoration des Ordens mit der Kollane in Verbindung gebracht, was
ebenfalls unrichtig ist.
Aus der Abbildung Ig ist zu ersehen, daß auch im kleinen Wappen
sämtliche Orden anzubringen sind, doch wird in der Praxis in den meisten
Fällen von der offiziellen Vorschrift Umgang genommen und nur die Kollane
des goldenen Vlieses zur Darstellung gebracht, weil die Herstellung der
sehr komplizierten Ordenskollanen eine angemessene Bildgröße und auch
ein ziemlich großes Quantum von Zeit und Geduld verlangt, mehr als in den
meisten Fällen dem Wappenbild gewidmet werden kann. Was nun den
Brustschild des Adlers anbelangt, so wurde durch die Zusammenschiebung
der drei Bilder des genealogischen Wappens der Dynastie die Zeichnung
des habsburgischen Löwen für den auf heraldischem Gebiet weniger ver-
trauten Künstler sehr erschwert, weil es nicht so leicht ist, den Löwenkörper
in den schmalen aber langen Raum des ersten Schildfeldes einzupassen und
"' Die erste Ausgabe der ,,Österreichisch-ungarischen Wappenrolle" Wien 1890, war in einem halben
Jahre vergriffen; r8g5 erfolgte eine zweite, vergrößerte und vermehrte, 189g endlich eine dritte, abermals ver-
mehrte Ausgabe.
H" Der Reicbsapfel zeigt dieselbe Dekorationsart wie die Krone, dürfte also vielleicht von demselben
Meister gearbeitet sein (David Attemsletter zu AugSburgP). Das Szepter, dessen Stiel aus Narwalhorn ge-
fertigt ist, ließ Kaiser Matthias im jahre xörz herstellen.
'"' Genaue Abbildungen der österreichischen Orden in Farbendrucl: enthält das Werk: Die Orden und
Ehrenzeichen der k. u. k. österreichisch-ungarischen Monarchie von Heyer von Rcsenfeld, berichtigt und
ergänzt von H. G. Ströhl, Wien rßgg, II. Ausgabe.