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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 8 und 9)

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Tierschutzvereine gibt, die gegen das sinnlose Verstümmeln und Verzerren 
der armen Wappentiere energisch einschreiten würden. Diese künstlerischen 
Mißhandlungen entspringen nicht der Forderung irgend eines Stilgefühls, 
sondern sind bloß die Folgen einer Sucht, um jeden Preis etwas Neues, 
Apartes einer pflichtschuldig darüber entzückten Gesinnungskorona vor- 
führen zu können. 
ZWEI UNIKA DEUTSCHER KERAMIK 39 VON 
ALFRED WALCHER VON MOLTHEIN-WIEN S0- 
S sind zwei durch Größe, beziehungsweise in ihrer 
Technik ausgezeichnete Seltenheiten, die sich beide 
in Wiener Privatbesitz befinden und hier besprochen 
werden sollen. Das eine Stück, eine Siegburger 
Schnelle, gehört dem Grafen Rudolf Ferdinand 
Kinsky. Auch bei diesem Exemplar Findet sich 
die den Schnellen typische Verzierungsweise - 
drei aufgelegte Langreihen mit Reliefdarstellungen, 
von denen sich die linke und rechte Reihe gleichen 
und hier drei übereinander angeordnete Szenen 
zeigen. Von unten beginnend sehen wir ein Achteckfeld mit Lot und seinen 
Töchtern, hierauf einen Vierpaß mit Venus und Amor und schließlich ein 
Sechseckfeld mit David und Goliath. Die Zwickeln sind mit Blattornament, 
grotesken Gestalten, Ranken und blasenden Putten ausgefüllt. Zwischen 
den Feldern lesen wir die jahrzahl 1573 und die Töpferinitialen L. W. 
Das Mittelfeld der Schnelle trägt einen langgezogenen behelmten Schild 
mit steigendem Löwen als Wappenfigur. Der Löwe wiederholt sich als 
Helmzier zwischen zwei Büffelhörnern. Darüber stehen die Initialen B. V. 
und die Jahrzahl 1574. 
Schnellen mit den vorgenannten Darstellungen und dem gleichen 
Wappen sind mehrere bekannt. Was aber das Kinskysche Exemplar von 
diesen Stücken scheidet und besonders auszeichnet, ist seine Größe. Es mißt 
38' 50 Zentimeter in der Höhe und ist somit die größte uns bekannte Schnelle. 
Die rheinischen Privatsammlungen, welche beinahe fieberhaft nach Riesen- 
schnellen suchten, um hierin eine Höchstleistung zu erreichen, haben, 
obwohl sie an der Quelle saßen, das österreichische Exemplar nicht ein- 
geholt. Der große Steinzeugsammler und Bürgermeister von Köln, Thewalt, 
brachte es hierin bis 37 Zentimeter, die berühmte Kollektion Disch in Köln 
nur bis 36 Zentimeter und auch die Sammlung Oppenheirn in Köln steht mit 
ihrer größten gedeckelten Schnelle bei einer Höhe von 38'4I Zentimeter 
hinter der ungedeckelten Kinskyschen zurück. 
Diese abnorme Höhe seines Erzeugnisses erreichte der Siegburger 
Töpfer, da das Ausmaß der drei Langreihen in den Originalmodeln 

	        
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