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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 8 und 9)

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bleiben stehen und haben gemischte Gefühle. Einerseits belustigt sie das Anekdotische der 
Darstellung, andrerseits meinen sie, da!) man einem so polizeiwidrigen Individuum, das 
selbst bei der Burgmusik nicht gern gesehen wäre, doch eigentlich kein ehernes Denkmal 
in der Wienerstadt zu errichten brauchte. Der Künstler hat sich durch sein populäres Genre- 
talent zu einer argen Übertreibung verleiten lassen. In der Biederzeit hätte man doch 
einen guten Faden an dem Mann gelassen und ihn von der lyrisch-folkloristischen Seite 
genommen, wie irgend welche türkische Reiter am „Türkensprung" oder lugende Lugeck- 
iiguren. Das sind immer wieder die Verführungen jenes Realismus bis aufs Messer, gegen 
den die jetzige stilistische Strömung ankämpft. Und da Scherpe in seiner Weise ein ge- 
schickter Künstler ist, unterliegt er um so sicherer. 
ILLIAM ÜNGER. Der Altmeister derWiener Radierung leistet der Natur seinen 
Tribut, indem er nun, ein Siebzigjähriger, von seinem Lehramt an der Akademie 
der bildenden Künste zurücktritt. Wer und was er für die Wiener Kunst war, ist allbekannt, 
und es entsprach dem allgemeinen Empfinden, daß er bei diesem Anlaß vom obersten 
Kunstherrn durch Verleihung des „Ehrenzeichens" (unseres „pour le merite") ausgezeichnet 
wurde. Es ist auch an dieser Stelle und in diesem Augenblick gewil] nicht nötig, die Kunst 
William Ungers bei so gebotener Kürze kritisch zu beleuchten. Er ist, wie jeder, der Sohn 
seiner Zeit und hat zunächst in ihrem Sinn das Höchste geleistet. Damals hielt man die 
Radierung für eine lediglich reproduktive Kunst und wies sie streng in diese Schranken 
zurück. Das war der klassiiizierende Klassengeist einer deduktiv arbeitenden Theorie. 
Diese Zeitanschauung machte aus Unger einen der größten reproduzierenden Künstler. 
Seine Galeriewerke werden allezeit ein Schmuck jeder graphischen Sammlung bleiben. 
Sein kongruales Verständnis, namentlich der koloristisch interessanten Meister, und seine 
geistreiche Handschrift machen jedes seiner Blätter wertvoll. Vollends sind gewisse Stand- 
ardblätter, auch noch aus jüngster Zeit, wie das herrlich in Licht und Schatten blühende 
Selbstbildnis Rembrandts (herausgegeben von der Gesellschaft für vervielfaltigende Kunst) 
nicht übertroffen. Auch als akademischer Lehrer wird Unger unvergessen bleiben. Dafür 
sorgt schon seine zahlreiche, lebenskräftige Schule; ein Nachwuchs, auf den viel von den 
Tugenden des Meisters übergegangen ist. Namen überflüssig; man kennt sie ja. Der 
Meister selbst wird seinen sogenannten Ruhestand gewiß nicht als Poseur seiner Ver- 
gangenheit verbringen. Es hat vielmehr allen Anschein, daß er nun erst recht, wie schon 
seit einer Reihe von Jahren, als moderner Maler-Radierer, auch in Farben, weiterblühen 
wird. Darauf freuen wir uns und wünschen ihm herzlich alles Gedeihen. 
KLEINE NACHVRICHTENV s:- 
ALZBURG. DAS ÄLTERE KUNSTGEWERBE AUF DER SALZBURGER JUBI- 
LÄUMS-AUSSTELLUNG. Obgleich Salzburg und das Salzburger Land in Gold- und 
Eisenschmiedearbeiten, in hölzernem Hausrat, in Schnitzereien und anderen Zweigen des 
Kunstgewerbes heute noch Hervorragendes leisten und auf der gegenwärtigen Salzburger 
Ausstellung auch zur Darstellung zu bringen wissen, ist es begreiflich, daB wenigstens auf 
den Fremden die seit Jahrhunderten angesammelten Schätze älterer Zeit, wie sie auf der 
Ausstellung hervortreten, im allgemeinen mehr Eindruck machen. Diesem Eindrucke ist 
es auch förderlich, daß die rückblickende Ausstellung nicht allzu umfangreich ist (sie um- 
faßt nur einen Teil des Stiegenhauses unddrei mäßig große Räume der Staatsgewerbe- 
schule), dann daß ein großer Teil des Ausgestellten augenscheinlich seitjahrhunderten im 
Lande vorhanden und auf die dortigen Kunstschöpfungen nicht ohne Einwirkung geblieben 
ist und endlich daBVieles sichtlich lokale Umwandlungen sonst verbreiteterFormen darstellt.
	        
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