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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 8 und 9)

Die Auswahl der Gegenstände und die Einrichtung des historischen Teiles der Aus- 
stellung sind fast ausschließlich das Werk des Professors der Salzburger Staatsgewerbe- 
schule, Karl Demel, der seine Aufgabe mit großem Geschicke gelöst hat; nur die Sammlung 
des Malers H. Fink in Salzburg ist von dem Besitzer selbst angeordnet worden. Wie gesagt, 
war der zur Verfügung stehende Raum nur gering, immerhin zählt die Ausstellung gegen 
i3oo Nummern; aber auch die zur Vorbereitung verfügbare Zeit war nur sehr kurz - sie 
umfaßte nicht mehr als drei Monate. - Es ist somit begreiflich, daß die jetzige Ausstellung 
nicht den Umfang der im Jahre x888 im Salzburger Künstlerhause veranstalteten annehmen 
konnte; dieser standen eben ein ganz anderer Raum und eine viel längere Vorbereitungs- 
zeit zur Verfügung. Gleichwohl sind jetzt Werke zu sehen, die damals nicht zugänglich 
waren, sei es, daB sie noch nicht in Salzburger Besitz waren, sei es, daß die Besitzer sie 
der Ausstellung nicht überließen. Unter diesen neu erschienenen Werken möge etwa das 
„Rupertuskreuz" aus Bischofshofen hervorgehoben sein, das, anderthalb Meter hoch, in 
getriebenem vergoldeten Kupfer (über einem Holzkerne) ausgeführt ist und romanisehes 
Rankenwerk mit Tieren zeigt (bemerkenswert sind besonders auch die bandartigen und 
ähnlich gestalteten Füllomamente, die sich an den Seitenüächen in reicher Abwechslung 
finden), dann etwa ein Traubenpokal des XVI. Jahrhunderts, Eigentum der Frau Anna 
Zeller, Bürgermeisterswitwe in Salzburg. 
Die ältesten Ausstellungsgegenstände sind von den Stiften Sankt Peter und Nonnberg 
in Salzburg beigestellt worden. So von Sankt Peter die berühmte romanische Mitra mit 
den Goldrosetten und Korallen, dann der sogenannte Rauchmantel aus grünem ziselierten 
Seidenstoli" mit süditalienischen Goldborten und Perleneinfassungen; weiters das bekannte 
romanische Pastorale mit reichziseliertem Knaufe und mit perlengestickter Bursa; dann 
das große spätgotische Pastorale von 1487. Beachtung verdient auch das romanische 
Reliquiar in Kasettenform mit steilem Dache. Die durchbrochene Elfenbeinschnitzerei ist 
hier mit Goldplättchen unterlegt, doch kann man heute vielfach das darunter befindliche 
Zypressenholz des eigentlichen Kästchens gewähren; die Gravierung des Elfenbeines ist 
mit schwarzer und roter Farbe ausgefüllt. Diesem Reliquiar verwandt ist ein kostbares 
Perikopenbuch. Wichtig ist auch der „SpeisekelclW mit Patene und Fistula, ein spät- 
romanisches Werk aus vergoldetem Silber; merkwürdig sind daran unter anderem auch die 
Nachbildungen arabischer Schrift. 
Ein silberner Hausaltar vom Jahre 1494 ragt durch seine Figurenschnitzerei in Perl- 
mutter hervor. Ein gesticktes spätgotisches Caselkreuz ist durch die Plastik des Figür- 
lichen bemerkenswert. Unter den Stickereien wären sonst noch zwei Kelchdecken des 
XVI. bis XVII. Jahrhunderts zu erwähnen; die eine ist sehr reich mit Renaissanceranken 
in bunter Seide geziert, die andere zeigt einzelne meisterhaft ausgeführte Pfauenfedern in 
bunter Seidenstickerei und eine reiche spanische Spitze. Doch ist mit der Aufzählung dieser 
Stücke die Zahl der bemerkenswerten Arbeiten aus Sankt Peter noch lange nicht erschöpft. 
Aus dem Besitze des Nonnenstiftes auf dem Nonnberge wäre eine romanische Guß- 
form aus Speckstein mit der Darstellung des Gekreuzigten zwischen Maria undjohannes zu 
erwähnen, dann etwa das Stück eines in Gold und farbiger Seide gestickten, gotischen 
Altarbehanges mit der Darstellung der Kreuzigungsgruppe und zahlreicher Engel, ein 
Werk, das trotz einiger Erneuerung sehr bezeichnend und reizvoll ist. 
Ein mit großer Schritt bestickter Altarbehangstreifen von x 59x in Aufnäharbeit und 
mit dem Kuenburgischen Wappen weist noch gotische Buchstaben auf, läßt bei näherer 
Betrachtung aber doch deutliche Renaissance-Einflüsse hervortreten. 
Hervorzuheben wäre noch eine große in Wolle bestickte Hängedecke von 1486 mit 
spätgotischem Rankenwerke, dern Namen Christi und den Evangelistensymbolen herum; 
besonders die Erhaltung der Farben macht das Stück bewunderungswürdig. 
Auch eine große Anzahl von Gobelins hat das Stift Nonnberg zur Verfügung gestellt; 
zum bedeutendsten gehört wohl das große niederländische (burgundische) Stück aus der 
späteren Zeit des XV. Jahrhunderts mit einer Darstellung der Judith.
	        
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