Schnitzerei. Die zahlreichen kleinen Geräte aus Zinn, Kupfer, Fayence (Riedenburg), die
Uhren und Kostümstücke können hier auch nicht in einer Auswahl erwähnt werden.
Es sei nur noch auf die geschmackvolle Ausgestaltung des oberen Stiegenhauses
zu einer Fahnen- und Waffenhalle hingewiesen und auf das schöne Marmorportal von
1747, das dem alten, jetzt niedergerissenen Leihhause entstammt; es schmückt hier den
Eingang zu den eigentlichen Ausstellungsräumen, ein Zeichen, daß sich leider auch in
Salzburg die Kunst aus der Öffentlichkeit vielfach in den Schutz der Museen flüchten muß.
Doch wird die Ausstellung ihren Zweck erfüllt haben, wenn sie in weiteren Kreisen, ins-
besondere in denen des I-Ieimatlandes, wieder Liebe zum überkommenen Schönen er-
weckt; für neues Schöne ist dabei immer noch Raum. M. Dreger
WIEN. KAISER-JUBILÄUMS-MÖBELAUSSTELLUNG xgo8. Am m. September
wurde in den Räumen der Gartenbaugesellschaft die Kaiser-Jubiläums-Möbel-
ausstellung 1908 eröffnet, die vom Klub der Industriellen für Wohnungseinrichtung ver-
anstaltet ist. Die Gesamtinstallation stammt von dem Architekten Karl Witzmann, dessen
Entwurf von der Beurteilungskommission preisgekrönt worden war. Vom Hauptraume aus,
in dem eine Kaiserbüste von Frl. Lona von Zamboni aufgestellt ist, gelangt man in die
einzelnen Interieurs, von denen immer einige zu einer Wohnung zusammengefaßt sind.
Besonders bemerkenswert sind hier die äußerst gelungenen Raurnkompositionen und die
Art, wie die Lichtquellen künstlerisch verwendet sind. Wir finden da große verglaste Erker,
durch Pfeiler geteilte Fensterwände und vor allem kleine breite Fenster mit hohem Parapet.
In allen Räumen sind schmale kleine Türen angebracht in der Art, wie die Anordnung in
englischen Häusern getrolfen ist, die endlich wohl auch in unserer modernen Zinshaus-
architektur Platz greifen sollte, um auch den Minderbemittelten die Möglichkeit zu bieten,
ihre Räume vollständig auszunutzen, die in ihrer jetzigen Anlage mit den vielen Fenstern
und den großen Türen fast unmöglich machen, auch nur die notwendigsten Möbel-
stücke in vernünftiger und zweckentsprechender Art anzuordnen. Eine große Anzahl
von Entwürfen zeigt eine schöne Einfachheit und ist nur durch das kostbare Material
und die außerordentlich feine technische Behandlung für den Mittelstand zu kostbar,
würde aber, in einfacherem Materiale ausgeführt, sich gewiß vorzüglich auch für
die Einrichtung von bürgerlichen Wohnungen eignen. Vor allem zieht die Wohnung
Nummer V, deren Räume sowie Stoffe, Teppiche, Beleuchtungskörper vom Architekten
Witzmann entworfen sind, unsere Aufmerksamkeit auf sich. Die Einzelräume sind von
verschiedenen Kunstgewerbetreibenden ausgeführt, so ein Ernpfangssalon, dessen Fauteuils
ganz eigentümliche Schwingungen in der Lehne aufweisen, die vielleicht mit den geraden
Füßen der Möbel kontrastieren, von Paul Donath und von demselben ein Musiksalon mit
naturalistischen Blattmotiven in der gewebten hellgrauen Wandbespannung und mit
dunklen Möbeln in Macasserholz mit Perlmuttereinlagen - ein stimmungsvoller Raum,
das Speisezimmer von J. Soulek von außerordentlicher Wirkung durch die Beleuchtung
von der einen Seite her durch eine große zusammenhängende Fensterwand. Im Damen-
Wohnzimmer, das einen Fenstererker mit Sitzbank enthält, würden wir die Metallteilung
bei den Verglasungen der Vitrinen gerne missen und die Einheitlichkeit dürfte wohl
dadurch gelitten haben, daß Fauteuils und Sofas die beabsichtigte äußere Umschalung
aus Holz nicht erhalten haben. Die technische Ausführung der aus Zitronenholz
verfertigten Möbel von J. Homolka ist gerade so vorzüglich wie in dem von Karl Vogel
verfertigten Schlafzimmer, dessen Holz und Stoffe, in zartem Gelb gehalten, mit ge-
wellten Goldholzleisten belegt, eine feine Wirkung erzielen. Sehr stimmungsvoll ist
das von Irmler verfertigte Mädchenzimmer, dessen eine Hälfte als Schlafzimmer mit
weißen Möbeln eingerichtet ist, die andere Hälfte als Wohnzimmer Möbel aus Blumen-
esche, in einem eigentümlichen Blau geheizt, zeigt. Von besonderem Werte ist es,
wenn die Söhne von Kunstgewerbetreibenden, die ihre kunstgewerbliche Ausbildung in
Wien genossen, ihre Kraft dem väterlichen Unternehmen zur Verfügung stellen. So sehen