DIE JUBILÄUMSAUSSTELLUNG DES BE-
ZIRKES DER PRAGER HANDELS- UND
GEWERBEKAMMER IN PRAG 1908 Sie VON
nehmungen, welche durch die Feier des Re-
gierungsjubiläums Seiner Majestät ins Leben ge-
rufen wurden, nimmt die Jubiläumsausstellung der
' Handels- und Gewerbekammer in Prag eine her-
vorragende Stelle ein. Die Initiative zu dieser Aus-
stellung ging im Jahre 1906 aus der Mitte der
Kammer hervor und dieselbe nahm - und es war
kein geringes Wagnis - die ganze Durchführung
auf eigene Schultern. Es war der erste Fall in
unserer Monarchie, daß eine I-Iandels- und Gewerbekammer eine Ausstellung
von solchem Umfang unternommen hat. Die Kammer - dem Wortlaut
ihres Programmes nach - „wurde dabei von dem Gedanken geleitet, das
Jubiläum des Monarchen durch eine großartige einheitliche Manifestation
der Kammer und aller ihrer Angehörigen zu begehen, eine Manifestation,
welche die unter der Regierung Seiner Majestät erfolgte ungewöhnliche
wirtschaftliche Entwicklung des Kammerbezirks am besten veranschaulichen
würde". Programrngemäß sollte die Ausstellung nur auf den Bezirk der
Kammer und die Gebiete der Industrie und des Handels beschränkt bleiben.
Dadurch äußert sich der gegenwärtig zutage tretende Hang zur Speziali-
sierung des Ausstellungswesens und doch blieb diese Kammerausstellung, was
Umfang und Mannigfaltigkeit des Dargebotenen betrifft, nicht hinter mancher
Landesausstellung des In- und Auslands zurück. Das Gebiet der Prager
Kammer erstreckt sich auf einige Bezirke von Mittel- und Ostböhmen, ent-
hält mehr Flachland, wo die Feldwirtschaft überwiegt, als Gebirgsgegenden
und zählt mehrere alte Kreisstädte in seinen Wirkungskreis. Aber an der
Spitze steht Prag selbst mit seiner großartigen Industrie, seinem h0chent-
wickelten Kulturleben, und dadurch, daß das Zentrum der Kammer zugleich
die Hauptstadt des Königreichs ist, hat sich in einigen Fällen die Prager
Kammerausstellung schließlich doch zu einer Art Landesausstellung gestaltet.
In mancherlei Beziehung wird man an die Landes- und Jubiläumsausstellung
des Jahres 1891 erinnert. Nimmt doch die heurige Ausstellung denselben
Platz ein und es hat auch die Ausstellung des Jahres 189! in ihren Bauten
den späteren Nachkommen mancherlei Erbe hinterlassen, welches der dies-
jährigen Ausstellung zugute kam. Seit dem Jahre 1891 war hier in der Nähe
der prachtvollen Anlagen des „Baumgartens" der Schauplatz mehrerer Aus-
stellungen größeren und kleineren Umfanges, von welchen besonders die
ethnographische Ausstellung (Närodopisna vystava) des Jahres 1895 und