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nur die unvermeidliche Vergnügungsecke erschallen. Dem Ausstellungs-
programm und den Verhältnissen des Kammerbezirkes entsprechend stehen
im Vordergrund die Großindustrie, die Unternehmungen letzter Jahre auf
dem Gebiete der Flußregulierungen, das Kommunikations- und das gewerb-
liche Unterrichtswesen. Die Kunst als solche war nicht in dem Programm ent-
halten, auch Geschichtliches im allgemeinen stand außerhalb des Programms,
mit Ausnahme der Rückblicke auf die Regierungsperiode des Kaisers. Doch
ergibt sich anderwärts Gelegenheit, das Kunstschaffen der verflossenen Jahr-
zehnte kennen zu lernen. So
bietet diejubiläurnsausstellung
im Rudolphinum ein an-
näherndes Bild der Kunstent-
Wicklung in Böhmen während
der letzten sechzig Jahre, und
in der allernächsten Nähe der
Kammerausstellung, ja fast in
derselben, stellt die „Moderne
Galerie" _ eine Art Dorn-
röschen in ihrem sonst dem
Weltgetrieb entrückten Da-
sein - das Schaffen der Jetzt-
zeit dar. Doch kam in der Aus-
stellung selbst die Kunst
auch zum Wort und kleine
retrospektive Intermezzos
gingen auch nebenher i".
An dieser Stelle läßt
sich der Inhalt der Ausstel-
lung insofern in Betracht
ziehen, als er die Gebiete
der Kunst und des Kunst- __ _
__ Bemalte Hochster „Salsongruppdß den „Sommer" darstellend, um
gewerbes enthalt oder We' I755f5o (Sammlung Karl Mayer in Wien)
nigstens tangiert. Hierher
gehört, abgesehen von der Architektur, von der schon die Rede war, die
Kunst des Ausstellens und da muß anerkannt werden, daß in den meisten
Fällen die leitenden Faktoren bestrebt waren, das Arrangement bewährten
Künstlerhänden anzuvertrauen. Man war sichtlich bestrebt, auch innerhalb
der Ausstellungsgebäude den Genuß des Totaleindrucks mit dem Erfordernis
rascher Orientierung zu vereinen. In dieser Beziehung ließ manche der ge-
rühmten Ausstellungen letzter Zeit vieles zu wünschen übrig. Doch die Kunst
der Übersichtlichkeit ist anscheinend nicht so leicht zu erzielen und man hat
auch hier mitunter nach bewährtem Muster Labyrinthe geschaffen. Einen
vorwiegend künstlerischen Inhalt enthielt die Exposition der Stadt Prag,
" Inlultsreiche Katalog: einzelner Abteilungen und Pavillons sind im Erscheinen begriffen.
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