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Hierauf erhalt der Herr Specialberichterstatter Jireeek das Wort: Die Frage
einer einheitlichen Leitung des Gewerbeunterrichtes habe ich im vorigen
Jahre, leider ohne Erfolg, im Budgetausschusse angeregt, und jetzt erlebe
ich die Genugthuung, dass sie von verschiedenen hochachtbaren Seiten
in den Vordergrund gestellt wird. ln dieser Beziehung brauche ich mich
also nicht weiter auszusprechen.
lm Weiteren geht der Redner auf ienen Theil der Ausführung in der Rede des
Dr. Weitlof über, welche sich mit der nationalen Frage beschäftigen und schließt mit
den Worten:
Mit dem, was der Herr Abgeordnete Friedrich Sueß bemerkt hat, stimme ich wohl
überein, dass es namlich gut sei, eine gewerbliche Fortbildungsschule in Sechshaus zu
errichten. Was soll man aber dazu sagen, dass wir in Prag, der Hauptstadt des Landes,
mit einer Bevölkerung, die sammt Vororten über 200.000 Menschen betragt, keine
staatliche Gewerbeschule haben? Man muss doch auch auf die Prager Verhältnisse Rück-
sicht nehmen, denn was dem Einen billig ist, soll auch dem Anderen geschehen lch
wünschte sehr, dass die Regierung sich entschließt die von der Gemeinde Prag mit
größter Bereitwilligkeit aufgenommenen Verhandlungen endlich einmal zum Abschlusse
zu bringen und die Gewerbeschule zu eröffnen.
Inzwischen hatte der Präsident bezüglich des Resolutionsantrages
des Dr. Hanse die Unterstützungsfrage gestellt; der Antrag wurde hin-
reichend unterstützt und dem Budgetausschusse zur Berichterstattung
zugewiesen.
Fayonce.
Vortrag, von Dr. Friedr. Linke gehalten im k. k. Oesterr. Museum am z. Decbr. 1880.
(Schluss)
Die Geschichte der Fayence haben wir in England zu suchen.
Wenn die enormen Thonlager Englands, namentlich in der Graf-
schaft Staiiordshire, schon {Ion den Römern in großem Maßstabe zur
Ziegelbereitung ausgenützt wurden, so scheint dagegen aus den wenigen
Exemplaren späterer Töpferwaare, die in England aufgefunden werden
konnten, der Schluss gerechtfertigt, dass im Mittelalter die Töpferei in
England sehr darniedergelegen habe, der Bedarf wohl ausschließlich aus
dem Auslande gedeckt worden sei.
Und zumal eine höhere Entwickelung scheint schon durch den
Umstand ausgeschlossen gewesen, dass sich in der Culturgeschichte Englands
ein merkwürdig langer und hartnäckiger Widerstand gegen die Einführung
jeglichen Comforts constatiren lässt.
Noch die große Königin Elisabeth speiste ohne Gabel; ja unter
Jacob I. wurde von der Kanzel herab gegen die Verwendung der Gabel
gepredigt, als einer Gottlosigkeit, einer Missachtung der von Gott ge-
schaffenen Werkzeuge, der Finger.
Es ist berichtet, dass für das Bankett in der Londoner Guildhall 176i,
welches König Georg III. in Staatsgala besuchte, neues Zinngeschirr für
264 Pfd. Sterl. angekauft wurde.
Den ersten Anstoß scheint die englische Töpferei von Holland aus
im 16. Jahrhundert erhalten zu haben. Namentlich war es die Fabrication
des Steinzeugs, jener dicht gesinterten steinartigen Thonmasse, wie sie