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sich hämmern. Seit Plinius tauchen in der
Literatur die sogenannten murinischen Gläser
auf. Kisa versucht die Streitfrage, worum es
sich bei dieser Bezeichnung handle, dahin zu
entscheiden, daß dies der klassische Terminus
für jene Gattung von Gläsern sei, für die die
Renaissance den Ausdruck millefiori gebraucht
hat. In Spanien tritt die Glasindustrie mit der
Römerherrschaft auf und geht auch mit ihr
zu Grunde, ohne je eine künstlerische Höhe
erreicht zu haben. Auch in Gallien wurde die
Glaserzeugung durch die Römer eingeführt,
wenn auch das Material an sich ebenso wie
in Spanien durch den I-Iandel mit dem Orient
bekannt war. Sehr zahlreich waren die Orte,
in denen rege Glasindustrie blühte. In Lyon,
bei Namur und in Foret de Mervent in der
Vendee wurden nebst zahlreichen Funden
auch Reste von römischen Glashütten auf-
gedeckt. Im II. Jahrhundert
ging der Betrieb fast ganz in
die Hände Einheimischer über
und gleichzeitig wurden die
Glashütten immer mehr nach
Kanne in Form eines männlichen Kopfes, Norden verlegt Gleichzeitig
Köln, Sammlung Nießen . . . . .
mit der Christianisierung um
die Wende des II. und IILJahrhunderts ging die Einwande-
rung von Syriem vor sich, die die Technik des aufgelegten
Fadens, die Verzierung mit Buckeln und das Blasen in For-
men nach Gallien brachten. Eine besonders hervorzuhebende
Gattung auch in Gallien erzeugter Gläser des II. Jahrhunderts
sind die Zirkusbecher. So genannt nach ihrem auf Zirkus-
spiele bezug nehmenden Reliefschmuck. Ebenso verdienen
die Gläser in Form von Janusköpfen, Neger- und Sklaven-
köpfen, von hockenden Affen und andern Tieren hier erwähnt
zu werden. Ein dem gallischen gleichartiges Glas wurde vom
I. Jahrhundert nach Christi an auch in Britannien erzeugt.
Überdies war dort nicht allein Schliff und Gravierung, sondern
auch die Herstellung von Kristallglas in Übung, wobei ein
Zusatz von Bleioxyden stattfand, der seither einen wesent-
lichen Charakterzug britischer Gläser ausmacht. Die Masse
Shamnium mit bac-
der Erzeugnisse war so groß, daß man noch im Mittelalter chischer Szene in
antike Glasscherben sammelte und zur Erzeugung neuen gomf"hüfr""s}l"'
ensulzen, Bonn,
Glases verwendete. Provinzial-Museum