Das Antependium, von dem wir auf Seite 6x5 eine Gesamtansicht und
auf den Seiten 6x7 und 619 sowie in der Farbentafel etwas größere Teil-
darstellungen bieten, hat heute eine Länge von fast 3 Metern und eine
Breite von etwas über I Meter. Nebenbei bemerkt, sind unbedingt sichere
Maße nicht anzugeben, da die Stücke sich im Laufe der Jahrhunderte alle
etwas verzogen haben und immer wieder von neuem verziehen. Rechts und
links ist das Stück jedenfalls ausgedehnter gewesen; von dem fehlenden
linken Teile ist tatsächlich auch noch ein Stück vorhanden geblieben, da es
zum Ausbessern eines Schadens in dem mittleren Kreise verwendet worden
ist. Es braucht beiderseits aber nicht viel zu fehlen, vielleicht so viel, daß
die großen schräggestellten Quadrate rechts vollständig werden und sich ein
entsprechender Teil links ergibt. Der Breite nach fehlt nichts von dem Ante-
pendium, nur war bei der Übernahme oben und unten ein etwa tingerbreiter
Streifen hinter dem Futter eingeschlagen.
Es beruht auf Irrtum, wenn es bei Theußl (am angeführten Orte Seite 9x)
heißt: „Das sogenannte Antependium dürfte eher der Rest eines großen
Wandbehanges sein, da die iiguralen Enden in ihrer Höhenausdehnung nicht
die ursprünglichen Schlußlinien angeben, wenn auch zugegeben werden
kann, daß besonders die untere Grenzlinie nur um 20 Zentimeter tiefer ge-
legen war." Die untere Grenzlinie war eben nur um eine Fingerbreite tiefer
gelegen, als sie früher beim eingenähten Stücke erschien; heute liegt bei der
Aufstellung im Museum die untere Grenze, ebenso wie die obere, wieder freil.
Man sieht auch deutlich, daß die Baum- und Tierornamentik der Halbkreise
für solche und nicht für ganze Kreise gedacht ist.
Es ist also durchaus nicht zwingend, an einen Wandbehang zu denken,
sondern das Stück kann immer ein Antependium gewesen sein; allerdings
ist es nicht ausgeschlossen, was auch Kanonikus Bock annimmt, daß es
sich um einen der Behänge handelte, die an festlichen Tagen über dem
Altartische aufgehangen waren. Sollte es sich aber schon ursprünglich um
ein Antependium gehandelt haben, so hing das Stück wohl in Falten, wie
dies auch für andere alte Antependien gesichert ist; es erklärt sich daraus
vielleicht auch die bedeutende Länge. Darauf, daß das Stück sicher längere
Zeit als Antependium verwendet wurde, kann man aber schon aus der starken
Beschädigung vorne in der Mitte schließen, da der vor dem Altare stehende
Priester begreiflicherweise die Mitte am häufigsten berührte und dadurch
abnutzte. Auch sonst werden wir am Ornate die größten Abnutzungen immer
ganz deutlich dort erkennen, wo sie nach der Art des Gebrauchs zu er-
warten sind.
Über die figürlichen Darstellungen im allgemeinen kann kein Zweifel
bestehen, um so weniger als die um die Kreise laufenden Bänder auf die
Darstellungen sich beziehende Inschriften tragen. Wir wollen hier aber aus
Gründen, die sich sofort selbst rechtfertigen werden, nicht mit den Haupt-
" Es ist oben und unten der ganzen Länge nach die Sahlkante erhalten; es ist somit die ursprüngliche
Breite der Leinwand gegeben, was für die weitere Untersuchung nicht unwichtig war.