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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 12)

dem XII. und 
XIII. jahrhun- 
derte entstam- 
men und daß 
es gerade ge- 
webte Borten 
zu sein schei- 
nen, die als Vermittler des Musters zu gelten haben. Wir haben in jener 
Zeit die meist in Gold und etwas farbiger Seide hergestellten Bortenwebereien 
oder Bortenwirkereien nun aber gewiß als südliche - sizilianische oder 
weiter orientalische - Erzeugnisse anzusehen"'; in den nördlichen Ländern 
ist in der angeführten Zeit gewiß noch keine derartige Bortenerzeugung an- 
zunehmen. Einige verwandte Motive (Hakenkreuze und andere) können aller- 
dings auch unabhängig vom Süden vorkommen, aber kaum so viele vereinigt. 
Das auffälligste Stück an dem ganzen Ornate, wie er sich heute zeigt, 
ist vielleicht das Pluviale (Cappa, Chormantel), wovon wir hier auf Seite 625, 
626 und 627 drei Abbildungen bieten. Die erste zeigt das ganze Stück aus- 
gebreitet, die zweite die Rückseite allein, in Falten angeordnet, wie sie sich 
ungefähr beim Tragen ergeben; die dritte Darstellung bringt die wichtigste 
iigürliche Darstellung des Mantels in etwas größerem Maßstäbe. Bei der 
Gesamtansicht des Stückes ist der äußerste Rand, der offenbar durch jahr- 
hunderte eingeschlagen war, wieder freigelegt; in dieser Ausdehnung beträgt 
die Breite 302 Zentimeter, die Höhe (in der Mitte) x56 Zentimeter. Es sei 
gleich hervorgehoben, daß der kreisförmige Rand unbedingt der ursprüngliche 
ist, da die eigentümlich stufenartig ausgehenden Stiche der Stickerei in der 
schmalen (auch hier noch umgeschlagenen) Kante nur das ursprüngliche 
Ende der Stickerei bezeichnen können. Auch ist der Längsrand oben - 
wenigstens in den beiden äußeren Vierteln - zweifellos gesichert. Man 
erkennt aber sofort, daß die obersten Teile um den Halsausschnitt mit den 
vier Figuren in den Bogenstellungen, den Tieren und geometrischen Or- 
namenten nachträglich eingesetzt sind, ebenso auch ein Stück unter dem 
großen Runde, das den Teil eines Kleeblattbogens mit der Gestalt einer 
knienden Frau und anderm erkennen läßt; wir wollen diese Teile einst- 
weilen von der Betrachtung ausschließen. Aber auch sonst noch ist die 
Gesamtanordnung höchst auffällig. Man wundert sich kaum, wenn Lind 
in einem kurzen Berichte über die Wiener Weltausstellung, auf der die 
Stücke, wie gesagt, zum Teile zu sehen waren, meint": „Der Chormantel . . . 
ist eines der interessantesten Gewänder, es ist aus zwei Hälften zusammen- 
gesetzt und in den Stickereien teils omamental, teils figural gehalten." Auch 
bei Bock (Liturgische Gewänder, II., Seite 296) heißt es: „Leider hat der 
Gößer Chormantel durch I-Iinzufügung und Hinwegnahme einzelner Teile 
4 Vergleiche A. Schnütgen in der Zeitschrift für christliche Kunst, igon, Sp. 3. - Natürlich kannte auch 
die byzantinische Weberei solche Motive und damit im Zusammenhänge die osteuropäische Stickerei. 
4'" Dr. Karl Lind. „Die österreichische kunstbistorische Abteilung der Wiener Weltausstellung", Mit- 
teilungen dex k. k. Zentrslkommission, 1873. Seite 14g H". 
 
Bone einer Mitra in St. Peter zu Salzburg
	        
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