dem XII. und
XIII. jahrhun-
derte entstam-
men und daß
es gerade ge-
webte Borten
zu sein schei-
nen, die als Vermittler des Musters zu gelten haben. Wir haben in jener
Zeit die meist in Gold und etwas farbiger Seide hergestellten Bortenwebereien
oder Bortenwirkereien nun aber gewiß als südliche - sizilianische oder
weiter orientalische - Erzeugnisse anzusehen"'; in den nördlichen Ländern
ist in der angeführten Zeit gewiß noch keine derartige Bortenerzeugung an-
zunehmen. Einige verwandte Motive (Hakenkreuze und andere) können aller-
dings auch unabhängig vom Süden vorkommen, aber kaum so viele vereinigt.
Das auffälligste Stück an dem ganzen Ornate, wie er sich heute zeigt,
ist vielleicht das Pluviale (Cappa, Chormantel), wovon wir hier auf Seite 625,
626 und 627 drei Abbildungen bieten. Die erste zeigt das ganze Stück aus-
gebreitet, die zweite die Rückseite allein, in Falten angeordnet, wie sie sich
ungefähr beim Tragen ergeben; die dritte Darstellung bringt die wichtigste
iigürliche Darstellung des Mantels in etwas größerem Maßstäbe. Bei der
Gesamtansicht des Stückes ist der äußerste Rand, der offenbar durch jahr-
hunderte eingeschlagen war, wieder freigelegt; in dieser Ausdehnung beträgt
die Breite 302 Zentimeter, die Höhe (in der Mitte) x56 Zentimeter. Es sei
gleich hervorgehoben, daß der kreisförmige Rand unbedingt der ursprüngliche
ist, da die eigentümlich stufenartig ausgehenden Stiche der Stickerei in der
schmalen (auch hier noch umgeschlagenen) Kante nur das ursprüngliche
Ende der Stickerei bezeichnen können. Auch ist der Längsrand oben -
wenigstens in den beiden äußeren Vierteln - zweifellos gesichert. Man
erkennt aber sofort, daß die obersten Teile um den Halsausschnitt mit den
vier Figuren in den Bogenstellungen, den Tieren und geometrischen Or-
namenten nachträglich eingesetzt sind, ebenso auch ein Stück unter dem
großen Runde, das den Teil eines Kleeblattbogens mit der Gestalt einer
knienden Frau und anderm erkennen läßt; wir wollen diese Teile einst-
weilen von der Betrachtung ausschließen. Aber auch sonst noch ist die
Gesamtanordnung höchst auffällig. Man wundert sich kaum, wenn Lind
in einem kurzen Berichte über die Wiener Weltausstellung, auf der die
Stücke, wie gesagt, zum Teile zu sehen waren, meint": „Der Chormantel . . .
ist eines der interessantesten Gewänder, es ist aus zwei Hälften zusammen-
gesetzt und in den Stickereien teils omamental, teils figural gehalten." Auch
bei Bock (Liturgische Gewänder, II., Seite 296) heißt es: „Leider hat der
Gößer Chormantel durch I-Iinzufügung und Hinwegnahme einzelner Teile
4 Vergleiche A. Schnütgen in der Zeitschrift für christliche Kunst, igon, Sp. 3. - Natürlich kannte auch
die byzantinische Weberei solche Motive und damit im Zusammenhänge die osteuropäische Stickerei.
4'" Dr. Karl Lind. „Die österreichische kunstbistorische Abteilung der Wiener Weltausstellung", Mit-
teilungen dex k. k. Zentrslkommission, 1873. Seite 14g H".
Bone einer Mitra in St. Peter zu Salzburg