Jugend Christi auch schon in der Dreikönigsdarstellung des Antependiums
zu bemerken gewesen.
Daß die Tierdarstellungen des Pluviales zum Teile nach unten, zum
Teile nach links gerichtet sind, erklärt sich daraus, daß der Mantel eben zum
Teile nach vorne fallen sollte, wobei dann die jetzt nach der Seite gerichteten
Tiere aufrecht erscheinen.
Die Gründe der einzelnen Felder sind blau, rot, grün, gelb oder violett
gehalten, und zwar reihenweise - in schrägen, von links unten nach rechts
oben ansteigenden Reihen - von gleicher Farbe. Manche Felder haben
innerhalb der großen Trennungsbänder mit dem Hakenkreuzomamente auch
noch schmale rahmenförmige Ränder in einer vom Grunde abweichenden
Farbe; auch diese besonders eingerahmten Felder erscheinen in derselben An-
ordnung diagonal nach rechts emporsteigend.
Wir verweisen auf diese systematische Anordnung, die selbst in der
farblosen Abbildung durch die verschiedene Tönung einigermaßen hervor-
tritt, weil uns die Erkenntnis dieses diagonalen Anordnungssystems im
weiteren bei der Rekonstruktion der stärker veränderten Kasel wichtige
Dienste leisten wird. Betreffs der Auswahl der Tiere liegt es nahe, an den
Physiologus zu denken; doch stimmen die Tiere nicht mit ihm. Es scheint,
daß einfach übliche Stoffmotive übernommen wurden. Alle die Tiere, die wir
hier finden, die Adler, die Greifen, die Pferde, die Drachen, die Steinböcke,
die Vögel und so fort, selbst die halb menschlichen und halb tierischen Ge-
stalten und die Türme finden wir auf Stoffen der romanischen und früh-
gotischen Periode als gewöhnliche Dekorationsmotive"'; es sind die derartig
geschmückten Stoffe aber fast durchaus orientalischer Herkunft oder wenig-
stens in Italien (im Norden nur in verschwindend geringem Maße) nach
orientalischen Vorbildern ausgeführt worden.
Es genüge, hier auf die näheren Ausführungen in des Verfassers Werk
über die „Künstlerische Entwicklung der europäischen Weberei und Stickerei"
(Wien 1904, Seite II3ff. und Seite 1301i.) hinzuweisen sowie auf die zahl-
reichen daselbst gebotenen oder angeführten Abbildungen. Hier sei auf
Seite 63x nur ein Stück wiedergegeben, um die beim ersten Anblicke nicht
leicht kenntlichen Elefantendarstellungen (zum Beispiele in dem Quadrate,
das unter dem in der Mitte des Pluviales eingesetzten Stücke. zu sehen ist)
klarer zu machen "i.
Wenn einige der Motive, wie außer etlichen Tieren zum Beispiele der
„elfenbeineme Turm", besondere christlich-symbolische Bedeutung haben,
so beruht dies eben darauf, daß auch für die christliche Symbolik außer '
dem Physiologus die üblichen Kunstmotive, also vor allem die Stoffmotive
" Seltener sind wohl Kamele, wie sie zum Beispiele auf der Tunicella zu sehen sind (Abbildung auf
Seite 649); doch kommen Kamele schon im XI. jahrhundene auf dem berühmten „Teppich von Bayeux" und am
Tore der Kirche zu Lusignan bei Poitiers (XI. bis XILjahrhundert) sowie im Hortus deliciarum der I-Ierrad von
Landsperg vor. Besonders seit den Kreuzzügen waren sie gewiß auch in Abbildungen verschiedener Art bekannt.
Dromedare werden übrigens in der Legende als Reittiere der heiligen drei Könige erwähnt.
v" Die Abbildung auf Seite 631 nach Bock „Liturgische Gewänder", I, Tafel III.