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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 12)

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
weißen Intermezzos er in Farbe um- 
setzt. Das Weiß seiner Schimmel 
und seiner Herndärrnel möchte man 
eigens als koloristischen Sonderzug 
hervorheben. Es ist zugleich das 
Weiß der Aktenbündel und Vater- 
mörder seiner berühmten Advokaten 
und Richter. In manchen Haupt- 
sachen ist sein Auge schon ganz von 
heute. Er sieht bereits die Bewegung 
einer bewegteren Welt, insbesondere 
den Zug der Massen, dieses 
Strömen der Menschheit, ihr 
Hangen und Langen en masse, 
wie es erst in unserer Streik- 
zeit Laermans und Konsorten 
zu beobachten begannen und 
festzuhalten versuchen. Ganz 
wunderbar ist darin das Ölbild: 
„Die Erneute". Es meldet sich 
aber auch etwa in der großen 
Tuscheskizze: „Untergang So- 
doms". Und erstaunt ertappt 
man ihn auf Anwandlungen, 
wie sie später der Bauemmaler 
Millet hatte; in einem Bilde: 
„Mutter und Kind" ganz auf- 
fallend. Ein Kapitalbild ist sein 
„Ödipus und der I-lirt"; das Bären- 
mäßige dieses Hirten konnte in 
Wien an Romakos „Odysseus bei 
Circe" erinnern. Diese Art roman- 
tischer Vision ist darin. Ein großes 
Gemälde: „Sancho Pansa" (unter 
einem mächtigen Baume, mit der 
weißen, vogelscheuchenartigen Ge- 
stalt Don Quichottes in der son- 
nigen Ferne) ist gleichfalls voil- Ein kaiserliches Jubelgeschenk an den Papst, Vorderseite des 
gültig. Und dann alle Bilder, wo ein Brustkreuzes 
Schimmel vorkommt; natürlich der 
arabische Schimmel, der seit dem ersten Konsul Bonaparte und der Smala Abd-el-Kaders 
das romantische Pferd der Franzosen ist. Und selbstverständlich alle Bilder und Blätter mit 
ganzem Publikum; Musterkarten von Gesichtern und wieder Gesichtern, der unübertroffene 
Physiognomiker Daumier in Horibus. 
AGENBÜND. Die neue Ausstellung hat zum größeren Teile den Weihnachts- 
charakter. Der erste Paragraph ihrer Ästhetik heißt Erschwinglichkeit. Aber auch 
ein ernster Gast bringt sein speziiäsches Gewicht mit: Karl l-Iaider, der Altdeutsche von 
heutzutage, mit der Gediegenheit von anno dazumal. Ein ganzer Saal ist mit seinen falb- 
grünen Heimatslandschaften behängt, deren Mittel- und Hintergründe einen solchen Zauber 
von stilisierter Echtheit haben. Im Vordergrund sind die Baumblätter doch zu genau 
gezählt. Bei Dürer und Altdorfer kommen solche landschaftliche Hintergründe vor, die 
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