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Szenen oder mit solchen aus dem gewöhnlichen Leben des Bürger- und
Bauernstandes. Das Interesse der großen Masse gerade an diesen an-
sprechenden Bildern hat der Rärener Ware starken Absatz gesichert. Beliebte
Vorwürfe lieferten die Stiche der Kleinmeister und speziell Sebald Behams
Blätter. Seinen Monatsblättern mit den tanzenden Bauern verdankt die am
meisten verbreitete Type, der Bauerntanzkrug, seine Entstehung. Die Folge
der kleinen und großen Bauernhochzeit Behams erscheint genau kopiert auf
einem Krug mit verteilt aufgetragener blauer Glasur (Abb. 13). Ein ehr-
würdiger Alter wird von einem jungen Mann zum Tanz mit seiner Braut auf-
gefordert (Alder du mus dansen) - es folgt anschließend eine wüste Schlägerei
(Haus tu mich so stes ich dich) - ein unge-
betener Zuseher stört ein Liebespaar hinter
der Hecke (ich wil auch mitdoen) - und ein
andrer, der nicht Maß bei Tische halten
konnte und nun unter den Folgen der Völlerei
entsetzlich leidet, wird von einem Freund ver-
spottet (du mag es gar zu grob). Der gegen-
über den Originalen Behams verstümmelte
Text erklärt sich aus dem vlämischen Sprach-
gebrauch der Rärener Töpfer. Schöpfer des
Kruges ist Jan Emens, der auf dem Mittelfries
zweimal mit I E und der Jahrzahl 1590 zeich-
nete. Aus der gleichen Werkstatt stammen
weitere Stücke der Sammlung; ein Krug mit
den Brustbildern des Königs von Schweden
Johann III. (1537 bis 1592), des Königs
Philipp II. von Spanien (1527 bis 1598), Ale-
xander Farneses, Herzogs von Parma (1547
bis 1592), Königs Heinrich III. von Frank-
Abb. n. Abdruck eines Mvdels aus reich (1551 bis 1589), Heinrichs von Guise,
de'TöP"'g:::ifx"oElLl"::r'ummm genannt Balafre (1550 bis 1588), Karls von
Guise, Herzogs von Mayenne (1554 bis 1611)
und des Grafen von Leicester (1532 bis 1588). Für die Zeit und Veranlassung
der Entstehung dieses Kruges, der zu den interessantesten Leistungen der
Emens-Werkstatt zählt, ist das letzte in der Reihe der sieben Bildnisse
bestimmend (Abb. 14). Robert Dudley, Graf von Leicester, führte 1585 bis
1587 die Statthalterschaft in den Niederlanden, und so erscheint der Krug als
Ausfuhrware für dieses Land bestimmt. Der Abnehmer war die protestantisch
gesinnte Bevölkerung der Niederlande, die in den nächstfolgenden Jahren
nach 1587 den Einfiuß der Königin Elisabeth wieder herbeisehnte. So wie
Emens politische Zustände für einen günstigen Fortgang seines Gewerbes
- vielleicht von Krughändlern dazu angeregt - verwertete, hat er auch
religiöse Verhältnisse auszunutzen verstanden. Im Gegensatz zu den Kölner
und Siegburger Töpfern, die mehr oder weniger unter der Kontrolle des