origineller Form geschaffen. Der Talgleuchter, dessen zwei Etagen mit
Rundbogenöffnungen zur Aufnahme mehrerer Kienspäne dienen, stammt
aus dem Kloster Ditramszell bei Holzkirchen in Bayern und gehört dem
XIII. Jahrhundert an (Abb. 28). In das folgende Jahrhundert fallen die ersten
Versuche der Anwendung einer farbigen Glasur, in erster Reihe Gelb, dem
bald die Farben Grün und Braun folgen. Es sind lediglich I-Iohlziegel, die uns
aus dieser Epoche erhalten geblieben sind, Firstziegel mit bärtigen Fratzen
vom grünen Turm zu Ravensburg (Abb. 29) oder mit
ganzen Figuren von der Kreuzkirche in Schwäbisch
Gmünd. Kaum hat deutscher Humor des Mittelalters
köstlichere Gestalten erfunden, als wir sie hier auf
diesen Dachziegeln mit tierischer Grimasse reiten
oder sich anklammernd mit unanständiger Geberde
den Hintern emporrecken sehen (Abb. 30, 31 und 32).
Die bunte Gefäßkeramik ist also andern Ton-
arbeiten gegenüber entschieden zurückgeblieben.
Aus der Gotik ist uns nahezu nichts erhalten. Der
beginnenden Renaissance gehört ein gelb glasierter
Gewürzaufsatz an, der aus Köln stammt
(Abb. 33) und wohin auch ein Tonkrug mit
aufgelegten Figuren zu zählen ist (Abb. 34).
Eine nun in ganz Süddeutschland gleichzeitig
auftretende Blüte der Hafnerkeramik hängt
mit der Freude an den Farben zusammen.
Diesmal kommt der Strom nicht über Frank-
reich und Burgund, sondern aus Italien über
die Alpen in deutsche Länder. Italiens Majo-
liken haben den Neid deutscher Hafner erregt
und überall finden sich Versuche, ihnen heimi-
sche Arbeiten entgegenzustellen. Die südliche
Schweiz und Welschtirol beginnen, letzteres
arbeitet mit italienischen Formen, mit italieni-
scher Malweise. Es folgen die österreichischen Abb- 34- Gelb Klasim" Tonkmg-
A] 1.. d d s l b St ß Rbeinländisch, XVI. jahrhundert.
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knotenpunkt zwischen den Alpen und der
Donau gelegen, in erster Linie berufen war, Anregungen des Südens an
Deutschland weiter zu geben. S0 sehen wir in Salzburg die Ofenkeramik, in
Nürnberg die Gefäßkeramik den denkbar höchsten Grad künstlerischer Voll-
kommenheit auf deutschem Boden erreichen.
Hier ist es zuerst eine kleine Gruppe von Hafnergeschirren, die ihre
Vertreter im Louvre, im Cluny-Museum, in Köln und in der Sammlung
Lanna, den frühesten Vertreter in Zürich und den besten in der Sammlung
Figdor hat (Tafel I). Das Gefäß hat die Form der Krausen und trägt drei von
Weinranken umschlossene Medaillons mit den bunt glasierten Brustbildern