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Fayence zur ausschließlichen Verzierungsweise mit wirklicher Malerei auf
dem weißen Grund der Zinnglasur.
In Nürnberg erzeugt von 1545 etwa an der Hafner Paul Preuning in seiner
Werkstatt beim Tiergärtnertor eine Gefäßgruppe, die bisher irrtümlicher-
weise I-Iirsvogel zugeschrieben wurde. Seine Krüge erfreuten sich großer
Beliebtheit und wurden auch in reicher Menge an die Nachbarländer ab-
gesetzt. Die protestantische Bewegung im Bürger- und Handwerkerstand
Nürnbergs ausnutzend, schuf
er Gefäße, der Mehrzahl
nach Krüge mit den Bild-
nissen des Kurfürsten von
Sachsen und des Land-
grafen von Hessen. Nach
1547 stellt er dem Brustbild
Karl V.jenes des sächsischen
Kurfürsten gegenüber und
verwendet zu diesem Zweck
eine Matrize, die den Schutz-
herrn der Reformationsbe-
wegung mit der in der
Schlacht bei Mühlberg er-
haltenen Schramme im Ge-
sicht zeigt. Ein Jahr lang
duldet der Rat der Reichs-
stadt, zwischen dem Kaiser
und dem Protestantismus
lavierend, dieses offene Be-
kenntnis eines Handwerkers.
Als aber Preuning zu weit
geht und aus seiner Werk-
statt Krüge mit der Dar-
Stellung des gekreuzlgten Abb. 42. Bunlglasierte Feldüasche aus Hafnerton, das
I-Iellands zwlschen den Fl- Minelfeld durchbrochen gearbeitet. Die Bordüre kopiert
guten eines Täommlfrs und "a" ÜflZläiiilililfäiilfiiägli 311125113." im
eines Pfeifers im zeitgenös-
sischen Kostüm oder mit dem Kruzilixus unter tanzenden Bauern hervor-
gehen läßt, kommt er mit der Behörde in Konflikt und wird im Sommer
1548 gefänglich eingezogen. (Vergleiche Ausführliches in dieser Zeitschrift,
Jahrgang VII und VIII.) Bei F igdor ist Paul Preuning mit mehreren Stücken
vertreten, von denen die Abbildung 36 einen Krug mit dem Wappen Nürn-
bcrgs, die Abbildung 37 einen Weinplutzer mit musizierenden Frauen und
Futten veranschaulicht. Die Wandung der Gefäße wird durch aufgelegte
weiße Stäbe in Felder geteilt, welche, abwechselnd hellblau, grün und dunkel-
gelb glasiert, die gleichfalls bunt ausgeführtenReliefdarstellungen umschließen.