Zufälligkeiten beim Brande und
die verschiedensten, in ein und
derselben Werkstatt zur Her-
stellung der Glasuren verwen-
deten Rezepte lassen den vor-
kommenden Farben keine allzu
große Bedeutung zukommen.
Einen besseren Stützpunkt
bietet das Festhalten des For-
menbesitzes der wichtigsten
Werkstätten, worunter wir den
Vorrat an Hohlformen zur Her-
stellung der Reliefauflagen ver-
stehen. Hier sind auch die
Kacheln jener Öfen in Betracht
zu ziehen, die ihren ursprüng-
lichen Standort bis
heute behalten haben.
Die Ofenhafner des
XVI. Jahrhunderts
waren mit ganz weni-
gen Ausnahmen zu-
gleich auch Krughaf-
. . ner und sie haben ihre
Fäiiiiiii:;t,2fz:;:;:.:1:?;.ät::f;;3333m" Modelle, im Hohl-
formen für beide
Zwecke gebraucht. So erklärt es sich beispielsweise, daß wir auf Gefäßen
Brustbildern von allzugroßen Dimensionen begegnen. Es waren beliebig
auszuwechselnde Kacheleinsatzstücke, für deren Umrahmung wieder eigene
Formen existierten. Kachelfriesstücke wurden bei Herstellung von Tinten-
zeugen verwendet. Bei dem bunten Exemplar (Abb. 44) ist die Herkunft
aus einer oberösterreichischen Werkstatt auf solchem Wege nachweisbar.
Beim Schreibzeug mit den beiden auf Ranken sitzenden Putten kam die
gleiche Hohlform wie beim Sockelgesims des Ofens auf Schloß Freudenstein
in Oberösterreich zur Anwendung (Abb. 45). Gleiches gilt von dem flachen
Gefäß in Form einer Pulverflasche mit der Darstellung einer Vase, der wir
an den Ofen des Salzburger Meisters HR begegnen (Abb. 46).
In der Schweiz sind Hafnergeschirre schon früh von Fayencen abgelöst
worden und die Erzeugung der ersteren beschränkte sich irn XVI. Jahr-
hundert wohl nur mehr auf wenige Betriebe. Wie intensiv die Fayence an
Boden gewann, äußert sich am besten bei der Ofenkeramik, die sie um die
Mitte des XVI. Jahrhunderts bereits vollständig beherrschte. In Winterthur
fertigte eine Hafnerei flaschenförmige Krüge mit Reliefauflagen (Abb. 47).
Auf der Wandung sind zahllose rotbraune und schwarze Tupfen aufgetragen