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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 1)

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Pfeifenschüsseln erscheint eine Hache Schale mit bunter Palmette im Fond 
und grüner Akanthusblattumrahmung (Abb. 52). Ohne Nachweis seiner 
näheren Herkunft wurde in Oberösterreich ein kleiner, blauschwarz glasierter 
Scherzkrug erworben. Er ist mit doppeltem Boden versehen und sollte durch 
sein geringes Fassungsvermögen den Trinker enttäuschen (Abb. 53). 
Solche und ähnlicheScherzgefäße 
waren eine Spezialität des Töpfer- 
handwerks, für welche die zu aller- 
hand Spässen und Scherzen geneigten 
Trinker stets gute Käufer waren. Sie 
wurden mit ihrer Gabe, hierin immer 
Neues zu erfinden, die geistigen Mit- 
arbeiter des Handwerks. Es gab Trink- 
gefäße, aus denen sich der Inhalt 
unversehens über das Gesicht des 
Trinkenden ergoß, weiters solche, die 
nur mit Mühe oder nur mittels eines 
Kunstgriffes geleert werden konnten. 
b _ Andre Gefäße wieder boten nichts 
5- wxxxX w. s Auffallendes, enthielten aber im Boden 
171211 'l" . . . 
fffrjw" V eine plastische, aus Ton gearbeitete 
""'"""""" f. Kröte, eine Maus oder dergleichen, 
an denen sich der Durstige ekeln sollte, 
wenn er nicht schon durch das an 
der Wandung des Kruges angebrachte 
Ungeziefer zur Mäßigkeit zu bewegen 
war (Abb. 54). Eine Begünstigung fand 
dagegen der neu eintretende Trink- 
genosse, falls er mit einer obszönen 
Darstellung im Innern des Gefäßes 
überrascht wurde. 
Mit einem in Salzburg aufgefun- 
denen Gefäß schließen wir die Reihe 
der Hafnergeschirre. Die Form dieser 
Deckelvase erinnert an eine in der 
gotischen Edelmetall- und Kristall- 
schneidekunst übliche, die sich auch auf Becher aus Maserholz übertragen 
hat und bei der der typische Henkel in einem nach oben gekrümmten oder 
etwas eingerollten Zapfen besteht (Abb. 55). In Heiligtumbüchern sehen wir 
diese Gefäßform, für welche die Bezeichnung „Scheuer" üblich war, wieder- 
holt abgebildet. Die Wandung der Ton-Scheuer der Sammlung Figdor ist 
mit pinienartigen, dunkelgelb glasierten Zapfen voll bedeckt, den Deckel 
der Scheuer krönt ein Löwe mit Wappenschild und drei Wappen ohne 
heraldische Bedeutung bilden die Füße. Ein ähnliches, jedoch bedeutend 
Abb. 5x. Bunter Maßkrug mit Reliefauüagen. 
Stadt Steyr, um 1600. Höhe 012 Meter
	        
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