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Volltext: Monatszeitschrift IX (1906 / Heft 11)

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Universitätsbibliothek. Daß die Grundrißkurve 
sowie dieVereinigung von dreieckigen undRund- 
giebeln ganz der französischen Kunst jener 
Periode entsprechen, kann die Abbildung auf 
Seite 629 zeigen, ein Beispiel, das nicht als Vor- 
bild, sondern, sozusagen, als Extrakt eines 
Typus angeführt werden soll. 
Das reiche Gitter vorne, das auf die ent- 
sprechenden Anlagen vor demversailler Schlosse 
zurückgeht, Findet sich schon in der erwähnten 
frühen Darstellung des Würzburger Schlosses in 
durchaus vergleichbarer Form. 
Die starke Anlehnung an die französische 
Kunst wird durch den Vergleich mit der Ab- 
bildung auf Seite 627 klar; doch ist es be- 
zeichnend, daß nicht der gerade (italienische) 
Simsabschluß der ,,klassisch'ßfranzösischen 
Kunst, sondern die reichere Dachsilhouette, die 
sich von früher her erhalten hat und in der da- 
mals neuen französischen Kunst wieder mehr ent- 
faltete, damit verbunden ist. 
Laviem Federzeichnung aus dem Eine sehr befremdliche Form zeigen die 
skimnbuch, des 3.1.1„ Nmmmn, m. breiten, schalenähnlichen Vasen und Posta- 
mimiche (mm mente vor der Dachmitte der Flügelbauten; ich 
erinnere mich nicht, sie bei einem Wiener Bauwerke wiedergefunden zu haben. 
Jedenfalls gehen auch sie auf ältere französische Vorbilder zurück, und 
merkwürdigerweise findet sich diese Form auch im Skizzenbuche Neumanns, 
noch dazu in Verbindung mit Figuren, die lebhaft an die I-Iermenpaare 
im Gitter erinnern; allerdings wären die Doppelhermen an sich in jener Zeit 
nichts Auffälliges. 
Da nun auch die Zeichenart keineswegs dagegen spricht, darf man den 
Entwurf auf Seite 624 wohl mit großer Wahrscheinlichkeit Balthasar Neu- 
mann zuschreiben, dies um so mehr, als uns in Bönickes „Grundriß einer 
Geschichte von der Universität zu Würzburg" (Würzburg 1788, II., Seite 108) 
berichtet wird, daß Neumann einen Plan für die Wiener Burg entworfen hat." 
Dieser vermutliche Entwurf Neumanns wird wohl auf Anregungen des 
Reichsvizekanzlers zurückgehen, jedenfalls zeigt er, wenn er, wie es sehr 
wahrscheinlich ist, in dieser Form Mitte oder Ende der Zwanzigerjahre ent- 
standen ist, daß damals ein Wandel in den Absichten sich geltend zu 
" Auch die Schriftzüge auf dem Blatte können für Neumann sprechen. Wenn auf der Rückseite „Ersteß 
Project der burg" steht, so bedeutet das wohl, daß Neumann selbst mehrere Projekte gemacht hat. 
Übrigens findet sich unter dem (scharfen) Schluß-S von „Erster ein deutliches r; gerade Neumann schwankt, 
wie handschriftliche Bemerkungen von ihm auf Blättern der Eekertschen Sammlung beweisen, im Gebrauche 
des Geschlechtes von „Projecrt - Bei dieser Gelegenheit spreche ich der Leitung der Würzburger Universitäts- 
bibliothek sowie Herrn Architekten Ecken und Herrn Dr. j. A. Gottfr. Ziegler in Würzburg für die Förderung 
meiner Studien den ergebensten Dank aus. 

	        
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