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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 1)

allen nutzbar zu machen. Kaiser Max sagt dem Bibliothekar Hugo Blotius schon x 575: 
„Eine auch noch so wohl versehene Bibliothek, die nicht zum Gebrauche offen steht, 
gleicht einer brennenden Kerze unter einem darüber gestürzten Scheffel, deren Licht 
niemand wahrnehmen kann." Dieser Spruch ist auch dem Katalog als Motto vorgesetzt. 
Und der Umschlag dieses interessant kombinierten Büchleins ist einem Buchdeckel 
Friedrichs III. nachgebildet, wo denn natürlich auch dessen berühmtes A. E. I. O. U. nicht 
fehlt. Doch der Kaiser hat für diese „Vokalise" keineswegs die allgemein bekannte 
Deutung: „Austria erit in orbe ultima", sondern erklärt sie eigenhändig als: „Alles Erdreich 
ist Österreich unterthan - Austriae est imperare orbi universo". In seinem großen Notiz- 
buch fmdet sich dazu sogar die Erläuterung: „Bei welchem Bau oder auf welchem Silber- 
geschirr oder Kirchengewand oder anderen Kleinigkeiten der Strich und die fünf Buch- 
staben A E I O U stehen, das ist mein, Herzog Friedrichs des Jüngeren gewesen, oder ich 
habe dasselbe bauen oder machen lassen". Die Freude am kunstschönen Buch geht 
durch alle diese kunstreichen Jahrhunderte, offenbar schon in der Kindheit geweckt, wie 
denn etwa Kaiser Maximilians Schulbücher bis zum Abcbuch hinab prächtig ausgemalte 
Bilderhandschriften sind. Und in diesem Sinne ging dann auch das Büchersammeln vor 
sich. Reihenweise liegen die bibliographischen Kostbarkeiten da: das Horenbuch des 
Galeazzo Maria Sforza. die Statuten des Goldenen Vlieses mit dem Bildnis Karls des 
Kühnen, das Ambraser I-leldenbuch, worin die einzige alte Handschrift der „Kudrun", 
Aeneas Sylvius' „Geschichte Österreichs", Tycho de Brahes Foliohandschrift mit seinem 
farbigen Porträt und so fort durch die Zeiten. Inkunabeln und Unika schließen sich an: der 
erste Notendruck mit zerlegbaren Typen, eine Kaiser Maximilian II. gewidmete 
Motette des Jacobus Vaet, auf Pergament gedruckt bei Rafael I-Iofhalter zu Wien 
1560. Der Musikalienschatz der I-Iofbibliothek ist ja berühmt. Auch die Werke 
unserer kaiserlichen Komponisten können da nicht fehlen; so das berühmte „Miserere" 
von Ferdinand III. und das Bruchstück einer tlauretanischen Litanei von Leopold I. 
Andre Folianten sind Denkmäler des kunstsammlerischen Triebes. In einen solchen hat 
Rudolf II. eine Menge kleiner I-Iandzeichnungen und Aquarelle eingeklebt, so viele eben auf 
jedesBlatt gingen. Und drei Foliobände Karls VI. (1720 bis x7 33) enthalten lauter bildsaubere 
kleine Gouachekopien Ferdinand von Storffers, nach Gemälden der damals in der Stallburg 
untergebrachten kaiserlichen Galerie. Andre Objekte sind einzigartige Zimelien der Archäo- 
logie; man braucht bloß auf die Peutingersche Tafel hinzuweisen, diese mittelalterliche 
Aquarellkopie einer altrömischen Straßenkarte, deren elf erhaltene Blätter Kaiser Karl VI. 
mit der Prinz Eugenschen Bibliothek erworben hat. (Ausgestellt vier Blätter: Paris, Konstan- 
tinopel, Jerusalem undWien-Rom.) Andre Blätter sind topographischeWertobjektqmitunter 
nicht ohne ein Element des Kuriosums. So der Lautensacksche Stich (x 558): „Die Nieder- 
lage Sennacheribs", mit einem Jerusalem im Hintergrund, das einfach Wien ist, mit dem 
Stephansturm in der Mitte. In einem großen farbigen Stich von 1607 ist der Wenzelssaal 
auf dem l-Iradschin dargestellt, wo gerade eine große Kunst- und Industrieausstellung statt- 
findet; anwesend ist auch eine persische Gesandtschaft im Kostüm, die damals bei Kaiser 
Rudolf in Prag gewesen sein soll. Dann ist selbstverständlich das Porträt reichlich vertreten. 
Es umspannt schier ein halbes Jahrtausend; von der überaus stilfeinen, in den Gesichtern 
rosig angehauchten Bleistiftzeichnung des Kaisers Max mit Maria von Burgund bis zu dem 
berühmten Janinetschen Farbenstich Marie Antoinettens. Ja selbst Kaiser Franz Joseph 
und Kaiserin Elisabeth sind noch vertreten, in zwei sehr aufmerksam durchgeführten 
Aquarellbildnissen von Nikolaus Barison von 18 54, die wir noch nirgends ausgestellt sahen. 
Auch die urkundliche Verbrämung solch überreichen Bilderschatzes ist mit regem Sinn für 
das mögliche Interesse eines weiteren Publikums ausgewählt. Nur einige Beispiele seien 
angeführt. Die eigenhändigen Aufzeichnungen des Erzherzogs Ferdinand von Tirol über 
die „eheliche Geburt" und Taufe seiner Kinder, dann die Absetzungsurkunde Wallensteins 
im Original; dann I-Iaydns Autograph der Volkshymne, noch mit dem Zensurvermerk: 
„Imprimatur den 28. Jänner 1797. Saurau." Auch von Kaiser Franz Joseph einige Briefe
	        
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