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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 2)

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DIE WOHNUNG DER NEUZEIT" 50' VON HART- 
WIG FISCHEL-WIEN 50' 
Yhgißixqlfg-  LS eine Antwort auf die immer lauter sich erhe- 
' '  i: bende Frage, ob wir imstande sind, unsere Kultur 
9' ' zu einer künstlerischen zu gestalten, möchte auch 
dieses Buch aufgefaßt werden, so beginnen die 
Herausgeber E. Haenel und H. Tscharmann die 
Vorrede ihres Buches, das sie der „Wohnung der 
Neuzeit" gewidmet haben, um damit ihre Arbeit 
über das „Einzelwohnhaus der Neuzeit" fortzu- 
setzen, welche sie vor zwei Jahren erscheinen 
ließen. Mit diesem Programm ist der Inhalt des 
ansprechenden und anspruchslosen Bandes gekennzeichnet, in dem eine 
Richtung unserer heutigen Lebensziele beleuchtet werden soll, die zu den 
wichtigsten gehört. 
Wohl frägt der Künstler selbst nicht viel danach, wie weit man im 
allgemeinen auf dem Wege fortgeschritten ist, den er betreten hat, wenn er 
nur fühlt, daß es der richtige Weg ist. Wohl braucht derjenige, der sich 
in den Dienst der Kunst begeben hat, im täglichen Ringen mit den For- 
derungen des Tages, mit der Trägheit der Massen und der Schwierigkeit der 
Aufgaben keine Aufklärung darüber, ob der Kunst auch wirklich Eingang 
zu schaffen ist in das Leben seiner Zeit. Es ist sein Evangelium und sein 
Glaubensbekenntnis, ohne das er nicht schaffen kann, daß diese Frage zu be- 
jahen ist. Der feste Boden, auf dem er steht, der nicht wanken darf. Revuen 
über das Geleistete vermögen ihm Anregungen zuzuführen, Überzeugungen 
zu bekräftigen, seinen Mut zu beleben; im Grunde bedarf er ihrer kaum. 
Anders liegt die Sache mit jenen, die Aufträge erteilen, Aufgaben bestimmen, 
die eigentlich Nutznießer dessen sind, was der Künstler ins Leben ruft. 
Sie wissen nur, ob das, was man ihnen bietet, mehr oder weniger ihren 
Bedürfnissen entspricht, ihren Augen Freude macht. Aber wie viele sind 
sich über die Bedürfnisse ihrer Lebensweise wirklich klar und wie viele 
haben gelernt, ihre Augen zu gebrauchen? Die Wohnungsgestaltung ist ein 
Problem, an dem der Auftraggeber mitschaffen muß, bei dem der Künstler 
verstehen und verstanden sein muß, mehr wie überall anders. Die Wohnungs- 
kunst ist ein Gebiet, auf dem der ))L'Art pour PAHQ-Standpunkt am wenigsten 
Berechtigung hat. 
Das Ausstellungswesen hat hier viel Schaden angerichtet. Das Kauf- 
haus, der Großbetrieb der Industrie, die Findigkeit geschäftskluger Mittler hat 
viele Störungen in die Entwicklung getragen. 
Aber neben diesen schädlichen Einflüssen ist der persönliche Kontakt 
zwischen Künstlern und Kunstfreunden schon"unendlich fruchtbringend 
  
  
" „Die Wohnung der Neuzeit", herausgegeben von Erich Haenel und Heinrich Tscharmann. Leipzig, 
]. j. Weber. Gn-B". 
xo
	        
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