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LUDWIG HEVESI-WIENSQ" _: -
VON
PAPSTBILDNISSE. Der Münchner Maler Otto Hierl-Deronco hatte im I-Iagenbund
eine Abendausstellung von zunächst zeitgeschichtlichem Interesse. Acht lebensgroße
Bildnisse Papst Pius X., der ihm dazu mit seltenem Entgegenkommen Gelegenheit geboten
hatte. Die Veranstaltung war eigentümlich, gleichsam auf das Vatikanische gestimmt, mit
dunkelkirschroten Seidenstoifen, ja brennenden Wachskerzen. Im Vatikan waren die Bilder
auch zuerst ausgestellt und sind dann über München nach Wien gelangt. Man sah da den
heiligen Vater im weißen I-Iauskleid in seiner Bibliothek stehend, dann im goldverschnürten
Purpur des Mantels und I-Iutes beim Spaziergang in den vatikanischen Gärten, dann sitzend in
der Mozetta (Mäntelchen) von rotem Samt, aber auch wiederholt thronend oder aufrecht in
schwer mit Gold gesticktem Pluviale, die Tiara aufdem I-Iaupte. Für die Vatikanische Galerie
wurde ein rot in rot gemaltes, sehr ruhiges Repräsentationsbild gewählt, das an die berühmte
Velazquezsche Darstellung Innozenz X. im Palazzo Doria-PamFili erinnert. Das nagelneue
Rot macht sich freilich weit sonorer geltend als das köstlich angealterte des Vorbilds. Für die
koloristische Inszenierung war zum Teil Lenbach maßgebend, zum Teil die bekannten Ga-
leriewirkungen der starkfarbigen Altmeister. Auffallend war die matte, zuweilen erdig-graue
Note des Teints, die wohl ihren natürlichen Grund hatte. Erwähnenswert ist noch der kodex-
artige Katalog, dessen Text Rudolfjunk in gotischer Schrift überaus „echt" geschrieben hat.
MATEÜRAÜSSTELLUNG. Die Pariser Societe Artistique des Amateurs ver-
anstaltet im März eine große Ausstellung, zu der sie auch die Wiener Interessenten
geladen hat. Aus zwei großen
WienerAmateurausstellungen
weiß man, wie reich unsere
Gesellschaft an Kunstbegabung
ist. Das kaiserliche I-Iaus be-
kanntlich voran; man braucht
bloß an die Erzherzoge Otto
und Karl Stephan zu erinnern.
An der Spitze der 20a Num-
mern, die diesmal bei Miethke
ausgestellt waren, um derjury
eine engere Auswahl zu ge-
statten, stand ein „Motiv aus
Brioni" von der Erzherzogin
Maria josepha. Vordergrund
mit blühender Strandvegeta-
tion, Mittelgrund und Himmel
ein tiefes schwimmendes Blau,
Hintergrund ein bebuschter
Küstenstreifen. Gegeben ist das
mit nicht gewöhnlicher Kraft
in Licht und Farbe. in der
Tat über alles Dilettantische
hinaus. Dieser Rang ist schon
früher manchen Ausstellern zu-
erkannt worden. Der sächsische
Wiener Kunstgewerbeschule, Weihwasserbecken, Fayence mit Farb-
Gesandte GrafRudolfRex recht- ghsur von Josef Schgrüb]
fertigte es neuerdings durch (seiiiiie Breitner iiria praktischer keramischer Kurs Linke und Adam)