wieder goutiert - kokett aus der Brusttasche
wehend. Es ist die Tracht des Fürsten Pückler,
und in die Welt seiner Briefe und Tagebücher
versetzt die Krüger - Galerie anschauungs-
kräftig.
Neben solcher retrospektiver Schau eine
Fülle moderner Handschriften.
Geistig essentielle Atmosphäre, anregend,
ja mehr noch erregend, weht in dem Kabinett
der Liebermannschen Blätter. Zeichnungen,
Pastelle, Radierungen, viel Holländisches aus
den Straßen der Städte, vom Strand, von den
Dünen, von den Ufern der Kanäle. Doch dies
Stoffliche ist immer nur ein Mittel, den Raum
mit dem beseelten Rhythmus lebendiger Linien-
schwingung auszufüllen. Ein souveräner Geist
packt die Erscheinung, Filtriert sie durch ein
hellscharfes Gehirn und schreibt, ihren Extrakt
auf das Wesentliche komprimierend, mit spar-
samstem Strich in den weißen Rahmen des
Papiers.
Und was am fesselndsten ist, das scheint
die so untrügliche Sicherheit, mit der, fern
von materieller Nachahmung, die Realitäten in
die Sprache von Linien und Strichen übersetzt
werden. Das ist kein vortäuschender Abklatsch
nach der Natur, das isteine Natur für sich, geistig
wiedergeboren, die nicht nur Suggestion übt,
sondern die unser Wirklichkeitsgefühl steigert.
Das sind die höchsten Qualitäten graphi-
scher Kunst, eine Erscheinung so an sich zu
reißen, sie so zu besitzen, daß mit wenig Zügen
der Reßex ihres Wesens, ihre höhere Wirklich-
keit zu bannen ist. Solche intensiv erfüllte Hand-
schrift voll vibrierendem Fluidums spricht noch
aus Paul Baums flandrischen Zeichnungen at-
mender Landschaften, aus Erna Franks hollän-
dischen Radierungen.
Einen großen Platz nimmt die Gedächtnis-
ausstellung für den Karikaturisten Rudolf Wilcke
ein. Er war ein großer Könner, ein Bewältiger,
ein skulpturaler Kneter der Form, ein Charak-
teristiker treffsicheren Blicks und schöpferischen
GriiTs. Auch war er ein durchausWesentlicher.
Nur auf solchem Boden erwächst die geistige
Karikatur, deren Art nicht das grinsende Ver-
höhnen, sondern das lächelnde Enthüllen, De-
maskieren, An-den-Tag-Bringen ist.
Viel dekorative Temperamente sieht man.
Geschmacksreiz hat Walter Klemm vor allem,
mit seinen farbigen Holzschnitten, tonig, weich,
voll koloristischer Harmonien. Auf körnig-
Wiener
Kunstgewerbeschule, Österreichisches
Wappen, gezeichnet und ausgeführt von Grete
Gonmann (Thetter), (Spezialkurs für Kunst-
weberei, Abteilung Frau Leopoldine Guttmann)