Versucbsscbule für den Zeichenunterricbt (Knaben und Mädchen im Alter von g bis rqjahren) Professor Öiiek.
Freies Schaffen aus der Vorstellungskraft (Landschaft)
ZUR METHODIK DER ZEICHENKÜNST. Seit vier jahrhunderten geht das
Bemühen so mancherAutoren dahin, den angehendenjüngern der Kunst alles Sachliche,
worauf es in der Praxis ankommen kann, in gedrängter Form begreiflich zu machen. Alt-
meister Dürers Vorhaben, in einer „Speise für die Malerknaben" allen Lernenden die
Wohltat zu erweisen, nicht mehr „ohne allen Grund" herumtappen zu müssen, blieb leider
zum größten Teil unausgefuhrt. Doch war von hier ab der Weg gezeigt zu weiteren Ver-
suchen. Ein nunmehr in zweiter Auflage vor uns liegendes Werk" ist keines von den minder
beachtenswerten dieser Art. Das alte, äußerst rührige Verlagsuntemehmen hat es dem
Zusammenwirken einer ganzen Reihe wohlbekannter und erprobter Krähe zu danken, daß
ein umfangreiches Handbuch zustande kam, das auf verschiedenen, für den Künstler zum
größten Teil unerläßlichen Gebieten das Wichtigste in kürzester Fassung vorfuhrt. Hierbei
wird durch ein treifliches Anschauungsmaterial das Verständnis wesentlich gefördert.
Einzelne Kapitel, wie zum Beispiel das über das Wappenwesen (von O. Hupp), beleuchten
das behandelte Feld in voller Schärfe, ohne sich mit Einzelheiten mehr als unbedingt
notwendig aufzuhalten. Dem Wesentlichen, Grundsätzlichen wird überhaupt in erster Linie
die Aufmerksamkeit geschenkt.
Daß sich bei der großen Anzahl der Persönlichkeiten, die sich an der Bearbeitung des
ausgedehnten Stoffes beteiligten, eine gewisse Ungleichheit der Behandlung bemerkbar
machen mußte, ist einleuchtend. Einzelne Fächer wurden stärker als die übrigen spezialisiert.
So wurde zum Beispiel die Pilanze von drei Autoren in ebenso vielen Abschnitten be-
handelt: die Skizze betreffend, das Zeichnen und das Stilisieren. In sich völlig abgeschlossen
' Die Zeichenkunst. Methodische Darstellung des gesamten Zeichenwesens, herausgegeben von Karl
Kimrnich, 2. Auflage, B", 2 Bände. Leipzig, G. j. Göschen, 1908.