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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild, Übersichtsband, 2. Abtheilung: Geschichtlicher Theil

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Der Krieg in Deutschland und die Kämpfe in Italien gewannen seitdem eine erhöhte 
Bedeutung. Der Erfolg der französischen Waffen sowohl an der Schelde als an der 
Maas und am Rhein bereitete folgerichtig die späteren entscheidenden Schläge Bvnapartes 
in Italien vor. 
Was nun zunächst den Krieg in Deutschland betriffst so war es für dessen ferneren 
Verlauf von der tiefsten Bedeutung, daß sich der Kampf gegen Frankreich, der ursprünglich 
um eines Prineipes willen unternommen worden war, allmälig in einen Jnteressenkrieg 
verwandelte, und daß bei dem diametralen Gegensätze eben dieser Interessen der ohnedies 
nur lockere Bund Österreichs und Preußens zuletzt völlig in die Brüche ging. Verstimmt 
über die ihm ungünstigen Bestimmungen der dritten Theilung Polens entsagte Preußen 
der Fortsetzung des Krieges im Westen, an dem es längst nur noch mit halbem Herzen 
theilgenommen hatte, und ging mit der französischen Republik den Separatfrieden zu Basel 
ein, welcher das linke Rheinufer, das die Verbündeten hatten räumen müssen, preisgab, 
durch die Aufstellung einer „Demarkationslinie" das nördliche, für neutral erklärte 
Deutschland von dem südlichen, wo der Krieg fortdauerte, trennte und somit die Einheit 
des Reiches thatsächlich zerriß. Ja, in einem zweiten Vertrage (5. August 1796) fand sich 
Preußen sogar bereit, sich beim allgemeinen Friedensschlüsse der Abtretung des linken 
Rheinufers nicht zu widersetzen und das Princip der Säkularisationen anzuerkennen, 
woferne es nur für sich selbst aus dem Zusammenbruche der deutschen Verhältnisse ein paar 
Trümmer retten durfte. Dem Beispiele Preußens schlossen sich allmälig nicht nur die im 
Norden der Demarcationslinie gelegenen Staaten an, auch die meisten süddeutschen 
Regierungen machten ihren Frieden mit Frankreich, und da gleichzeitig auch Spanien unter 
dem „Friedensfürsten" aus der europäischen Coalition ausschied, England und Rußland 
aber sich aus die Bezahlung von Subsidien beschränkten, so stand, von der Allianz mit 
Sardinien abgesehen, Österreich fast allein der Republik gegenüber, die bisher noch aus 
jeder neueren Krise mit verjüngter Kraft hervorgegangen war. 
Und doch schien es fasst als wenn erst jetzt für das vereinsamte Österreich die rechten 
Ehrentage beginnen sollten. Den Siegen, zu welchen den zögernden Clerfayt der alte 
Wurmser in jugendlichem Feuereifer mit sich fortriß, folgten die Großthaten Erzherzogs 
Karl, der 1796 als Oberconnnandant an die Spitze der gesammten in Deutschland ver 
sammelten Streitkräfte seines kaiserlichen Bruders trat und den von ihm selbst beschriebenen 
Feldzug nach einem durchaus eigenartigen und mit bewunderungswürdiger Consequenz 
durchgeführten Plane glorreich zu Ende führte, indem er zuletzt Jourdan und Moreau 
über den Rhein zurückschlug. Die Thäler der Lahn und des Main und die Ufer der Vils 
wußten von seinen Siegen zu erzählen und die Muse der Geschichte grub die Namen 
Wetzlar, Amberg und Würzburg in ihren ehernen Tafeln ein.
	        
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