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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 4)

Klausen, wo das Rot des Herbstes prächtig durch dessen Gold bricht. Sehr reizvoll eine 
Tennisszene, die im iiüchtigsten Sonnenschein atmet und jeden Gegenstand mit warmem 
Schatten unterstreicht. Sein Hauptstück ist ein großes Darnenbildnis in Rosakleid, über dern 
ein orange Tüllüberwurf wie eine dunkle Flüssigkeit zeriiießt. Das mischt sich schon ganz 
delikat, vollends vor dunkelblauem Hintergrund. Es ist, wenn man will, Plakatwirkung darin, 
aber auch das ist ein Ergebnis des Freiluftmalens und des Betrachtens von japandrucken. 
Nach längerer Zeit ist Goltz wieder einmal auf der Höhe. Seine niederösterreichischen 
Winzer, lebensgroß, sind scharf studiert, dabei aber auf eine Harmonie vieler Mischtöne 
gestimmt, wie sie bei Uhde etwa vorkommen. Roth macht Fortschritte, in melodiös zu- 
sammenphantasierter Landschaft und intimen Gruppen (Maler Dolorosa und andre). Rudolf 
Junk, der Meisterkalligraph, bringt geschmackvolle und zum Teil ganz erstaunliche Schreib- 
kunstwerke, unter denen eine Pergamenthandschrift das Bedauern erweckt, daß ein solches 
(schier unzeitgemäßes) Corvinatalent heutzutage nicht im großen Stil verwendet wird. Auch 
als Selbststicker bewährt er sich in einem originellen Wandbehang. Von den Wienern 
wären außer den gewohnten Landschaftern noch einige ganz junge hervorzuheben. 
Heinrich Revy, dessen Zebrareiterin („Zirkus") viel Ton und Flimmer hat, dann Georg 
Merkel („Ophelia" und andres), der in schemenhaften Drapierungen lineare Vornehmheit 
anstrebt. Sicherer im Wollen Alexander, dessen (als Thema unverständliche) Gesellschaft 
von Akten durch die Feinfühligkeit interessiert, mit der er Fleisch in Licht auflöst und im 
eigenen Schimmer vibrieren läßt. Und dann sind die jungen Plastiker sehr regsam. Sie 
arbeiten nur noch aus dem Material heraus, in dessen Geist, der zugleich die Technik vor- 
schreibt. Zum Beispiel Heu, der die Büste des Schauspielers Gregori sogar in Granit arbeitet. 
Auch sein Brunnenwerk („Frühlingserwachen") mit zwei lebensgroßen Aktiiguren in 
Untersberger Marmor ist so im großen geführt und moduliert. Von Stemolak eine weibliche 
Porträthalbiigur in weißem Marmor, mit Wucht in Form gesetzt. Von Barwig eine Reiter- 
statue Rudolfs von Habsburg in Eichenholz, dessen markige Maser eigene stilisierte Schnitt- 
führungen ergibt. Außer dieser sehr anerkennbaren Leistung hat er noch ein ganzes Kabinett 
voll puppengroßer, geschnitzter und gedrechselter Holzfigürchen, deren Kostüme sich in 
solcher Behandlung gar drastisch machen. Man erinnert sich, daß Czeschka einst eine 
ganze Ritterschlacht so aus Einzeliiguren zusammenstellte. Auch einige Gäste aus Krakau 
und Prag sind gern gesehen. Meholfer (Krakau) ist köstlich in architektonischen Bleistift- 
zeichnungen aus Rom, aber auch in Studienköpfen. Schulski und Uziemblo folgen seinen 
Spuren und machen jetzt kraftfarbige Glasfenster, in Frühlingspracht, mit wirklichem 
Lebensfeuer. Auch Uprka irrlichtert in der Sonne, wobei er Erde und Himmel ganz verliert. 
Aus Prag ist, wie voriges Jahr, Ottokar Nejedly besonders hervorzuheben. Sein großes 
Volksfest mit wehenden rot-weißen Fahnen ist tschechischer Claude Monet, der sich zeigen 
darf. Kalwoda und Ullmann sind feine Stimmungslandschafter, Vacatko (Pferdeschwemme) 
führt eine kräftige Faust. Von Dresden sind Kuehl und Dorsch gut vertreten, von München 
Professor Hoffmann von Vestenhof durch eine große Orgie „Heliogabalus", die das üppige 
Thema einmal stilisieren möchte, aber nicht kann. 
INE AMERICAN BAR. Von Adolf Loos ist wieder ein Lebenszeichen zu ver- 
melden. Er hat im Kärntnerdurchgang eine American Bar eingerichtet, wie es allerdings 
bei uns noch keine gab. Sie schließt sich in Stil und Material seinem bekannten Blumen- 
und Schmuckfedernladen in der Kärntnerstraße an. Kostbare Marmorsorten, in ihrem 
eigenen Sinne, das heißt, nach der Kapazität und natürlichen Ornamentik der Blöcke ver- 
wendet, einfachste Nutzfonnen, technische Vollkommenheit und keinerlei Zierat. Er pflegt 
ja zu sagen: „Ein Gehirn, das sich heutzutage mit der Erfindung eines Ornaments be- 
schäftigt, ist minderwertig." Jedenfalls ist sein System ein gesundes und er führt es in 
seiner intransigenten Weise mit zäher Konsequenz durch; seine Ergebnisse sind durchaus 
lobenswert. Besagte Bar hat drei Gassenößnungen zwischen massiven Pfeilern aus dunkel- 
rot gemischtem, geschliffenem Skyrosmarmor. Das Geschäftsschild springt schräg vor und
	        
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