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dies Glas kamen Miniaturen, Silhouetten, zierliche Elfenbeinschnitzereien, die im Ge-
schmack der Stammbuchsymbola und der Garteninonurnente Urnen auf Postamenten mit
Genien und Amoretten minutiös darstellten und sich meist von einem aus Haar gefloch-
tenen Hintergrund abhoben.
Auch Exotisches fehlt dieser Sammlung nicht. Da gibt es die Reifen mit den
orientalischen Amulettürkisen in Platten oder Cabochongestalt, darauf geritzt und mit
Gold plombiert arabische Charaktere. Ferner die syrischen Bandreifen mit aufgelöteten
Silberdrahtschlängelungen und dreifachem klingenden Plättchenbehang. Dann die chine-
sischen aus reinem dehnbaren Gold, deren Enden nicht geschlossen, sondern übereinander
gebogen werden.
Dies Schauspiel der Ringe gibt nicht nur ein Kulturbild, sondern auch Geschmacks-
erziehung. Es regt die Frauen an, nicht die konventionellen Steinsammlungen für die
Finger zu begehren, sondern den Ring, der - ob alt, ob neu - mit Bedeutung auch
gefällig sei.
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Anregenden Inhalt in einem Rahmen von vollendeter Geschrnacksregie bot die
Ausstellung der Japan-Sammlung des Konsuls Mosle im Kunstgewerbemuseum.
Man begnügt sich heut nicht mehr damit, solche Ausstellungen als Aufreihungen
kunst- und naturwissenschaftlichen Materials zu veranstalten, sondern im Stil dieser deko-
rativen Stücke strebt man danach, auch bei der Darbietung angewandte Kunst zu zeigen.
Hier wurden nun mit Glück Motive japanischer Interieurs verwendet, helltonige Kabinette
mit niedrig gezogenen Decken, weiß mit quadratischer Sprossenfelderung, lichtgrüne
Mattenbespannung geteilt mit naturfarbigen l-Iolzleisten, eingezogene Wandnischen mit
hauchigen Rollbildern als Hintergrund, darin aufgestellt hohe dunkle Bronzevasen mit
Blütenzweigen, Räuchergefäße in Gestalt eines weißen Kaninchens auf geschnitztem
I-Iolzsockel oder, in grünen und lila Kreppfalten ruhend, Lackständer mit Zeremonial-
schwertern.
Den Waffen und ihrem ornamentalen Zubehör gilt das Hauptinteresse der Sammlung
und vor allem sind ausgezeichnet und in wertvoll angeordneter Stilauslese die Tsuba. die
Schwertstichblätter, vertreten.
Die berühmten Meisterschulen Japans werden durch hervorragende Beispiele illu-
striert. Und den stärksten Reiz haben dabei die sachlich-konstruktiven Arbeiten der
Miochin-Farnilie in ihrer rein ausgesprochenen Materialschönheit. Wucht und Energie von
Hammerschlag und Schmieden drückt sich hieraus. Der Grund der ovalen Platten ist
genarbt oder mit Nieten benagelt; die Belebung der Fläche geschieht durch sparsamen
Durchbruch in vergitterten oder überkreuzten Kreismustern. Den Stil der Materialästhetik
bewahren auch die Stücke der Mukades-Gruppe. Ihr Mittel ist die Überflechtung des Stich-
blatts mit Draht aus Bronze, Kupfer, auch aus Silber. Diese Drahtspinnereien sind sehr
kunstvoll, oft an Mattenknüpfungen erinnemd, und sie folgen schmiegsam den Linien des
welligen Randes und breiten sich dann über die Fläche aus.
Beliebte Schmucktechnik ist das Tauschieren, das Einhämmem von Gold- und Silber-
ornamenten in den Eisengrund. Ferner die Reliefdekoration mit mannigfachen koloristischen
Metallvariationen. In der Darstellung erscheinen Pflanzen- und Tiermotive, Mythologisches
mit Drachen- und Fabelwesen und mit großem Takt dem kleinen Raum eingepaßte Land-
schahsstimmungen: auf einem dunklen goldüberstäubten Grund schimmert hinter Kiefern
die untergehende Sonne und ein Segel auf, dazwischen ein fliegender Kranich; oder eine
Hütte aus Bambusstauden am Flußufer mit einem Boot unter einem nebelverschleierten
Mond; oder ein Waldpfad, der sich zwischen Kiefern aufwärtsschlängelt zu einem über die
Wipfel ragenden goldenen Tempeltor.
Alles dies bleibt immer noch im Erz- und Eisenstil. Weit darüber hinaus gehen aber
dann die Luxusraffmements, die schwelgerische Juwelierkünste auf das Nutzgerät des Stich-
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