Nr. 4
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 57
(Neue rumänische Briefmarken.) Die rumänische
Generaldirektion der Post und der Telegraphen hat beschlossen,
die bisher verwendeten Postwertzeichen mit dem Kopf König
Carols aus dem Verkehr zu ziehen und durch Werte zu ersetzen,
die das Bildnis des Königs Ferdinand zeigen. Mit der An
fertigung des Entwurfs für die neuen Marken, die in einem
Monat bereits verausgabt werden sollen, ist der Maler L. Ba
sar ab beauftragt worden.
Porzellan.
(Kriegseri nnerungs teller.) Das Kriegsfürsorgeamt des
Ministeriums des Innern in Wien hat nach Art der Weihnachts
teller der königlichen Porzellanmanufaktur in Kopenhagen
einen Teller hersteilen lasseil, der eine Erinnerung an die
jetzige Kriegszeit bilden soll. Die Dekoration dieses Tellers
ist in blaugrauem Ton gehalten, stellt den heiligen Michael im
Kampf mit dem Drachen vor und trägt unten die Inschrift
„Kriegsjahr 1914“. Der Verkaufspreis beträgt 12 Kronen.
(Morgans ostasiatische Porzellane.) Der „Corriera
della Sera“ in Mailand berichtet, daß Pierpont Morgans
Sammlung ostasiatischer Porzellane um die Summe von
20 Millionen Franken an die Brüder Duveen in New-York
verkauft worden sei. Interessant ist, daß der größte Teil dieser
Sammlung vor zwanzig Jahren bereits im Besitze der Kunst
händler Duveen war und damals um etwa eineinhalb Millionen
verkauft wurde. Tn der Zwischenzeit hat sich der Preis also
mehr als verzehnfacht. In der Sammlung befindet sich auch
die berühmte schwarze Mingvase, die allein mit einer Million
Franken bewertet wird und als einer der schönsten Porzellan
gegenstände der Welt gilt.
(Meißener Porzellan in Rußland.) Man schreibt
uns aus Dresden: Aus den Akten der königlichen Porzellan
manufaktur in Meißen wußte man wohl, daß die Kaiserin
Katharina II. der Manufaktur einen großen Auftrag erteilt
hatte, aber das gelieferte wertvolle Porzellan schien ver
schwunden zu sein. Es handelte sich um vierzig allegorische
und mythologische Gruppen zur Verherrlichung der Kaiserin.
Einige Zeit vor Ausbruch des Krieges ist es jedoch Prof. Dr.
Berling in Dresden gelungen, scchsunddreißig dieser Gruppen
im Schloß Oranienbaum bei Petersburg wieder aufzufinden.
Es sind durchweg Arbeiten Kändlers, des berühmtesten
Modelleurs der Meißener Manufaktur. Auch die Petersburger
Eremitage besitzt wertvolle Meißener Porzellane, ebenso das
Petersburger Kunstgewerbemuseum, von dessen Stücken je
doch mindestens ein Drittel Fälschungen sind. Prof. Berling
hat jetzt über das Kändlerporzellan in Oranienbaum ein Werk
erscheinen lassen.
Verschiedenes.
(Tod bekannter Sammler.) Der kürzlich in Wien
verstorbene Privatier, Herr Norbert Benedikt, hinterließ, wie
man uns mitteilt, eine hübsche Sammlung moderner Werke
der Malerei, darunter Stücke von Eugen Bl aas, Gustav
Curtois, Eduard Grützner, Hermann Kau Ibach, Gabriel
Max, F. Simm, Robert Schleich und Karl Spitz
weg.
Der bekannte Bibliophile, frühere Direktor der Dresdner
königlichen Bibliothek, Geheimrat Prof. Franz Schnorr v.
Caro Isfeld, ist gestorben. Er hat sich besonders durch den
von ihm verfaßten „Katalog der Handschriften der Königl.
öffentlichen Bibliothek zu Dresden“ (2 Bde., 1882/83) ' ver
dient gemacht. Außer manchen bibliographischen Selten
heiten hinterläßt der Dahingeschiedene eine wertvolle Samm
lung von Originalbriefen von Schwind, Ludwig Richter, Bende-
mann und anderen Freunden und Kunstgenossen seines Vaters,
des bekannten Historienmalers und Bibclülustrators Julius
Schnorr v. Carolsfeld.
(Der „Friedl-Zanzl“.) In Hallstatt (Oberösterreich),
dem durch sein reiches vorgeschichtliches Gräberfeld be
kannten Marktflecken, ist Vinzenz Riezinger, der über
Österreich hinaus bekannte Meister der Hallstätter Stein- und
Holzschneidekunst gestorben. Riezinger, im Volksmunde der
„Friedl Zanzl“ genannt, ist aus. einer Familie hervorgegangen,
in der seit undenklichen Zeiten die Hallstätter Heimatkunst
geübt wird. Er war ferner ein hervorragender Kenner und
Sammler von seltenen Gesteinsarten und Petrefakten.
(Für Sammler von Kriegserinnerungen.) Der
Albrecht Dürerbund in Wien ersucht uns um Aufnahme fol
gender Mitteilung: „Zur bleibenden Erinnerung an die große
eiserne Zeit, in der wir loben, bringt die Vereinigung bild.
Künstler „Albrecht Dürerbund" nach den künstlerischen Ent
würfen ihres Mitgliedes Maler Georg Drall, zwei Glasbilder
(Deutsch und Österreich) in Vertrieb. Dieselben sind in Blei
fassung, mit Anhänger in den Reichsfarben ein herrlicher
Schmuck für jeden Raum, ohne Platz wcgzunelimen, da
dieselben am Fenster anzubringen sind. Der Ertrag ist Kriegs
fürsorgezwecken zugedacht. Der Preis des Stückes 10 Kronen.
Bestellungen sind erbeten an die Bundeskanzlei, da nur eine
beschränkte Zahl zur Ausgabe gelangt. Albrecht Dürerbund,
Vereinigung bildender Künstler, Wien, I., Mariatberesien-
straße 30.“
(Dürer-Ausstellung.) Der Vorsteher des Beuth-
Scliiiikel-Museums in der Königlichen Technischen Hochschule
in Charlottenburg, Professor Dr. Max Gg. Zimmermann,
hat aus den reichen Schätzen desMuseums eine Dürer-Ausstellung
zusammengestellt, die in zirka 250 Holzschnitten und Kupfer
stichen einen vollständigen Überblick über die Entwicklung
von Albrecht Dürers Schwarz-Weiß-Kunst, dem Tiefsten und
Erhabensten, was deutscher Geist geschabten hat, gibt. Die
Beuthschen Sammlungen sind Anfang des neunzehnten Jahr
hunderts entstanden, d. h. zu einer Zeit, als gute Abdrucke der
Diirerschen Graphik noch verhältnismäßig leicht zu haben
waren; so enthält diese Ausstellung auch mehrere seltene Blätter,
die in neueren Sammlungen nicht immer vertreten sind.
(Eine Tondichtung Friedrich Nietzsches.) In der
letzten Nummer des „Kladderadatsch" wird das Original
einer Komposition Friedrich Nietzsches zum erstenmal ver
öffentlicht. Sie ist ein Dokument aus der Zeit seiner kriegeri
schen Begeisterung für Deutschland im August 1870. Die
Schwester des Philosophen, EÜSabetn Förster-Nietzsche,
teilt über die Entstehung der Komposition folgendes mit:
„Wir fuhren am 12. August nach Lindau und am folgenden
Tage nach Erlangen, wo mein Bruder sich bei einigen Univer-
sitätskollegen als Krankenpfleger ausbildcn wollte. Auf dem
Bahnhof in Lindau kaufte er eine Nummer des „Kladdera
datsch", und das ernste Gedicht, das an der Spitze stand,
gefiel ihm so gut und entsprach so sehr seiner Stimmung, daß
er es während der Eisenbahnfahrt komponierte. Mit uns war
noch der befreundete Maler Mosengel, und kaum war das
Lied geschrieben, so wurde es auch schon von uns dreien ge
sungen, und selbst ein fremder Passagier, der vorher höilich
um Erlaubnis gefragt wurde, ob wir das Lied singen dürften,
schloß sich uns an und sang es mit der gleichen Begeisterung
wie wir selbst.“
(Das Kreuz der Grafen von Isenburg.) Dem
Kölner Kunstgewerbemuseum ist es gelungen, ein hervor
ragendes Werk des mittelalterlichen Kunstgewerbes sich
zu sichern. Es geschah das im Kampf gegen den englischen
Kunsthandel, der an anderen Stellen dem rheinischen Kunst
besitz schon so schweren Schaden zugefügt hat. Dank dem
Entgegenkommen der geistlichen und Verwaltungsbehörden
erwarb das Museum das Kreuz der Grafen von Isenburg,
das bisher der Gemeinde Ileimbach-Weiß bei Koblenz gehörte.