MAK

Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 4)

 
Dreiteilige Kabajanade] (Hofmuseum in Wien) 
 
Formgebung einige zweihenkelige Tongefäße in Betracht, mit freier Hand geformt, 
schwach gebrannt, dunkelbraun. Sie stammen aus keltischen, sogenannten Mittel-Latene- 
Gräbern in Slawonien. 
Von hohem kunstgeschichtlichen Interesse ist ein aus den diluvialen Ablagerungen 
entstammendes Figürchen. Es wurde bei den vom k. k. Naturhistorischen Hofmuseum 
veranstalteten systematischen Ausgrabungen im Löß von Willendorf oberhalb Spitz an der 
Donau gefunden und gehört einer Kulturgeschichte der älteren Steinzeit (paläolithischen 
Periode) an, und zwar einem Horizont, welcher durch die in der Schichte enthaltenen 
zahlreichen geschlagenen Steinwerkzeuge als eine obere Stufe des Paläolithikums bestimmt 
ist. Es ist das Grenzgebiet zwischen dem „Aurignacien" und dem „Solutreen", aus welchem 
schon mehrere höchst bemerkenswerte runde Figuren von französischen Fundorten be- 
kannt sind. Stücke einer ganz anders gearteten Figur aus Mammutelfenbein wurden im Löß 
von Brünn gefunden. Keines der bisher bekannten Fundstücke ist aber so wohl erhalten 
als das unsrige. Das Figiirchen, dessen eingehendere Besprechung einer Fachpublikation 
überlassen bleiben muß, ist aus einem etwas porösen Süßwasserkalk gemacht, 1 1 Zentimeter 
hoch, mit Spuren einer roten Bemalung. Es stellt in überaus realistischer Weise einen über- 
reifen weiblichen Körper dar, an welchem jedoch Gesicht, Arme und Beine beinahe bis zur 
bloßen Andeutung vernachlässigt erscheinen. Bei der geradezu überraschenden Ausführung 
der übrigen Körperpartien besteht kein Zweifel darüber, daß der prähistorische Künstler 
die menschliche Gestalt ausgezeichnet kannte und zu behandeln wußte, daB es ihm aber 
offenbar darum zu tun war, ein Symbol oder 
Idol der Fruchtbarkeit herauszuarbeiten, wofür 
ja auch die archaische Kunst der Griechen Bei- 
spiele hat. Bewundemswert wird diese hoch- 
interessante, in ihrer An: einzige Arbeit durch 
ihr hohes Alter. 
Die Ablagerun- 
gen, aus welchen 
sie stammt, ge- 
hören nach dem 
Urteil der Geolo- 
gen ganz sicher in 
eine Zeit, welche 
um viele Jahrtau- 
sende vor den uns 
bekannten älte- 
sten ägyptischen 
und mesopo- 
tamischen Kunst- 
Armring aus Atjeh (Hofmuseum in Wien) EPOChEU liegt. Atjeh-Ohrknopf(l-lofmuseum,Wien) 

	        
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