Hendrik de Clerk und erscheint in gleicher Weise, wenn auch verfeinert
in den Frauengestalten. des Rubens. Schon aus dem Typus der Handri-
sehen Weiber müssen wir bei der Bronze des Herrn von Rhö auf eine
engere Herkunft aus Flandern-Brabant schließen. Ist uns auch der Meister
unbekannt, so sind wir doch über seine Nachfolger unterrichtet. Das XVI.
Jahrhundert hat in diesen Ländern tüchtige Plastiker geboren. Ich erinnere
nur an Alexander Colin aus Mecheln, Elia Candido aus Brügge, Adrian de
Vries aus Antwerpen, Pietro Francavilla aus Cambray und an den bereits
erwähnten Vlamen Jean Boulogne aus Douay, genannt Giovanni da Bologna.
Dem ersten Band der österreichischen Privatsammlungen soll in Kürze
der zweite folgen. Für sein Gelingen und seine Ausstattung spricht, daß die
wissenschaftliche Arbeit auch diesmal Direktor Braun und den Verlag des
Werkes wieder die Wiener Firma Anton Schroll übernommen hat.
BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER WIENER
PLASTIK IM XVIILJAHRHUNDERT (II') se- VON
EDMUND WILHELM BRAUN-TROPPAU su-
4
5 U! US London kamen vor wenigen Wochen in die
' Sammlung Figdor in Wien zwei interessante Pla-
ketten, die sich als bisher unbekannte Arbeiten
des Matthäus Donner erwiesen. Beide, von iden-
tischer Größe (rox 7,3 Zentimeter), sind aus ziem-
lich heller Bronze und tragen eine gute braune
Lackpatina. Sie sind von einem außerordentlich
sorgfältig und geschickt modellierten Wachs-
modell abgegossen. Die eine (Abbildung Seite 197
oben) veranschaulicht den Abschied des Adonis
von Aphrodite, bevor er zu der totbringenden Eberjagd auszieht. Links sitzt
die Göttin nackt auf einem rechteckigen Postament, vom Rücken gesehen,
den Kopf im strengen Profil. Ihre Linke stützt sich auf den Sitz, die Rechte
legt sie sorgend und wie um ihn zurückzuhalten, auf die rechte Schulter
des Geliebten, der nur den Lederpanzer trägt. Seine herabhängende
Rechte macht eine abwehrende und beruhigende Bewegung, die ausge-
streckte Linke umfaßt die Lanze knapp unter dem Eisen und hält zugleich
das Seil, an dem die beiden Hunde gefesselt sind. Die landschaftliche Situa-
tion ist angedeutet durch das grasige Erdreich, links einen großen und
rechts einen kleinen Baum. Der Baum zur Linken verdeckt teilweise eine
auf quadratischem Postament stehende antike Vase mit figuralem Fries.
Der schräg abgeplattete untere Rand der Plakette trägt das ligierte Mono-
gramrn lVD und die Jahreszahl 1738. Letztere allein, ohne Monogramm, be-
findet sich auf dem Rande der zweiten Plakette (Abbildung Seite 197 unten).
"' Vergleiche „Kunst und Kunsthandwerk", 1907, Seite 309 K.