die völlige Beiseiteschiebung aller, den Gelderwerb im großen, die Macht-
stellung im Welthandel, die bis zur äußersten Konsequenz getriebene
Kapitalwirtschaft hindernden Fragen des öffentlichen Lebens sich weit
früher, weit rücksichtsloser und in umfangreicherem Maße fühlbar gemacht,
als es in den heute durch ihre Industrie ebenfalls bedeutsam gewordenen
kontinentalen Ländern der Fall ist. Bei letzteren bilden die mit sozialen
Wandlungen verbundenen Entwicklungserscheinungen nicht jene lange Kette
wie in England, seitdem es ein Industriestaat geworden ist.
Ruskin gibt in dem Kapitel: „Moderne Fabrikation und Kunst" (Band:
Wie wir arbeiten und wirtschaften müssen.) eine drastische Schilderung der
Veränderung auf englischem Boden: „Ich muß notgedrungen euch über
eure ernstlichen Absichten befragen, wieviel von unserem Land in den
nächsten fünfzig Jahren Kohlengrube, Ziegelfeld oder Steinbruch werden
soll? Einer klaren Schlußfolgerung zuliebe nehme ich an, daß euer Erfolg
ein absoluter sein wird, daß die ganze Insel von Meer zu Meer so dick mit
Schornsteinen vollgepfropft sein wird, wie der Hafen Liverpools mit Mast-
bäumen; daß keine Wiese, kein Baum, kein Garten darin sein soll; nur ein
bißchen Korn auf I-Iausdächern, mit Dampf geerntet und gedroschen; daß
man selbst für die Wege keinen Raum mehr läßt, sondern über die Dächer
eurer Fabriken auf Viadukten oder darunter weg durch Tunnels fährt; daß,
da der Rauch die Sonne nicht mehr scheinen läßt, ihr immer mit Gas
arbeitet; daß kein Morgen englischen Landes ohne Schacht, ohne Maschinen
sein wird, worauf man wird stehen können, ohne eine bestimmte, mathe-
matisch feststellbare Aussicht, irgendeinmal in kleinen Stückchen davon
weggesprengt zu werden!" Oder im nämlichen Aufsatz, wo er vom Anblick
eines aus der Zeit König Karls datierenden, kleinen Landsitzes spricht und
in ihm die Zukunftsphysiognomie ganz Englands erblickt: „Das Haus,
seit vielen, vielen jahren unbewohnt, stand da, dem Verfall preisgegeben;
das Gartentor schwang nur lose in den Angeln; über dem Garten lag wüste
Asche, worin selbst Unkraut nicht gedeiht. Das Dach war unförmig
geborsten. Die Fenster hingen um die Fensteröffnungen als verwitterte
Holzlappen. Der Strom vor dem Tor, einstmals das lebendige, immer die
Form wechselnde Element des Ganzen, schlich träge vorbei, ein schmieriges
Gerinnsel, schwarz wie Ebenholz, mit Uferabhängen, klebrig rußigen
Schlammes voll. Vor Hochöfen und Kaminen war von den Hügeln der
Umgebung nichts zu sehen und über dem Ganzen lag eine pestartig stinkende,
schwefelgeschwängerte, finstere Dunstwolkei", die sich träg über die brachen
" Ashbee erzählt in den interessanten Ausführungen zur Geschichte der Entstehung seines heute weithin
wirksamen Unternehmens (An Endeavour towards the Teaching of John Ruskin and William Morris), daß vor
dem Hause, in dem er sich zuerst mit seinen Arbeitern niederließ und wo die ersten Produkte der „Essex-House-
Press" erschienen, grüne Bäume gestanden hätten, daß sie aber infolge der stärkeren Verbauung der Gegend
durch industrielle Etablissements allmählich abgestorben seien, wie alle Pflanzen in gleicher Umgebung! Die
Menschen werden ohne viel Federlesens zum Aufenthalt an solchen Örtlichkeiten durch die Not gezwungen! Was
von deren Nachkommen zu erwarten ist, liegt klar auf der Hand. Deswegen erhebt sich in ganz England
allmählich schweres Bedenken über das Verhältnis zwischen Wohnweise und künftiger Widerstandsfähigkeit der
Nation im großen und ganzen. Horsefall gibt in seinem Buche Details über die Luftverpestung in den englischen