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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 5)

die sich namentlich in den immer stär- 
ker hervortretenden naturalistischen 
Neigungen kundgeben, aber von der 
Entwicklung einer bestimmten Eigenart 
an der Fabrik kann nicht die Rede sein. 
Scherer beschäftigt sich auch mit dieser 
Periode eingehend und berichtetüberdie 
bis zum Schluß (1856) an der Fabrik täti- 
gen Künstler. Eine Anzahl den Fabriks- 
akten entnommener Beilagen und ein 
Verzeichnis der Maler, Bossierer, Mo- 
delleure und Former bilden den Schluß. 
Die klare übersichtliche Anord- 
nung des Stoffes, die eingehende und 
doch in maßvollen Grenzen sich be- 
wegende Schilderung der einzelnen 
Vorgänge und Entwicklungsphasen, 
die warme und dennoch unparteiische 
Teilnahme an den Erfolgen der Fabrik, 
die es verschmäht, deren Verdienste 
über das natürliche Maß hinaufzu- 
schrauben, müssen als besonderer Vor- 
zug dieser außerordentlich instruktiven 
Arbeit angesehen werden. Scherer, der 
Vase (Mod. A. B.) 
 
sich um die keramische Literatur bereits manche Verdienste erworben, hat sie 
mit der Geschichte der Fürstenberger Fabrik um ein wertvolles Buch bereichert. 
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN 5h VON 
LUDWIG HEVESI-WIEN  
KÜNSTSCHAU. Der Erfolg der vorjährigen Kunstschau der Klimt-Gruppe setzt sich 
heuer fort. „Internationale Kunstschau" heißt sie diesmal und ihr Hauptverdienst ist 
einerseits, daß sie den Wienern eine Menge allerneuester Kunst zeigt, insbesondere Pariser 
Malerei, deren jüngste Phase hier noch nicht sichtbar geworden. Andrerseits ist das Klimt- 
Zimmer eine kleine Kunstwelt für sich, welche Gustav Klimt unbeirrt und unbeirrbar ausbaut, 
wie sein Traum sie gestalten will. Drei seiner Bilder („Die Hoffnung", „]udith", „Vision") 
gehören seinem neuartigen Malmosaik an. „Die Hoffnung" ist das Gerede der ganzen Stadt; 
ein Geschmacksereignis könnte man das Bild nennen und zugleich wird der ganze bekannte 
Rattenkönig von Schönheits- und Schicklichkeitsfragen wieder aufgerollt. Angesichts der 
großen Literatur, die unsere Zeit darüber hervorgerufen, sollte wirklich jedes Wort schon 
überflüssig sein. Frauen in diesem Zustand hat die Kunst unseres Jahrtausends fortwährend 
dargestellt, sogar in den Kirchen (Hauptaltar zu St. Peter, Rom!) und lange nicht mitjener 
tiefen Andacht zum Menschlichen, mit jener ergreifenden Symbolik, wie Klimt in diesem 
jungen Mutterwesen, das in hilfloser Blöße und dennoch voll naiven Vertrauens zu der 
Zukunft in seinem Schoß, an den Quukgestalten von Qual und Tod vorbeischreitet. Als
	        
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