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Volltext: Monatszeitschrift XII (1909 / Heft 11)

endlosen Klagen über schlechte Bereitung, ja gewissenlose Verfälschung der gegenwärtig 
in der Maltechnik verwendeten Körper. 
Die Frage, in welcher Weise den aus solchen Zuständen sich ergebenden Übeln 
abgeholfen werden könne, wurde im Laufe der Zeit tausendfältig erörtert. Es fehlte nicht 
an Bemühungen einzelner und gesellschaftlich Vereinigter, die Kenntnisse dieses Gegen- 
stands zu erweitern und zu vertiefen, in wissenschaftlicher und praktischer Richtung alles 
der Sache Dienliche festzustellen und zu verwerten. 
Solche Bestrebungen waren in der Tat von Nutzen und ließen für die Zukunft das 
Beste hoffen. Freilich nur unter der Voraussetzung, daß die Künstler von dem Wert 
rationeller Behandlung des chemisch-technischen Teiles ihrer Aufgaben überzeugt werden 
konnten, also von ihrer Seite Verständnis und Entgegenkommen zu erwarten war. Leider 
fehlten diese Bedingungen nur zu oft. Gar viele Künstler äußerten ihre Bedürfnisse nur als 
subjektive Wünsche, oft genug nur als Forderungen negativer Art. Ihren Begehren wurde 
von der Industrie in geschäftiger Weise entsprochemauch ohne jede Rücksicht auf schäd- 
liche Folgen. Da konnte nun die Verwirrung nicht ausbleiben. Wer weiß denn heutzutage 
noch, mit was er malt ? - Wie viele gibt es denn auch, die sich wenigstens des Rates 
und der Beihilfe Berufener und Vertrauenswerter versichern? 
Hier kann wieder nur Eines helfen: Verbreitung des Wissens. 
In solcher Absicht wurde von berufenerKraft ein in neuerer Zeit erschienenes umfang- 
reiches Werk geschaffen. Es bietet dem Unerfahrenen einen Ausblick über das weitver- 
zweigte Gebiet der maltechnischen Materialienlehre in dem der Gegenwart entsprechenden 
Umfang, doch mit Berücksichtigung der Praxis vergangenerZeiten. Im Sinne eines solchen 
Programms finden wir dem Hauptinhalt des Werkest einen propädeutischen Teil vor- 
gesetzt, der in gedrängter Kürze das Wichtigste der Chemie und eine Farbenlehre in phy- 
sikalischem Sinn enthält sowie eine motivierte Terminologie. Hieran schließt sich ein 
besonderes Kapitel über Anforderungen allgemeiner Art, die man bezüglich der Malerfarben 
zu stellen genötigt ist. Es folgen Darstellungen der wichtigsten physikalischen und 
chemischen Prüfungsmethoden der verschiedenen Materialien mit Anwendung einfacher 
Mittel, wie solche auch dem Laien ohne besondere Schwierigkeiten zugänglich zu machen 
sind. Hier wird schon auf die Bedeutung der Normalfarben der deutschen Gesellschaft 
zur Förderung rationeller Malverfahren hingewiesen, wobei freilich zu bedauern ist, daß 
eine Normalaufstellung bezüglich der Brauchbarkeit der verschiedenen Pigmente mit Rück- 
sicht auf die Malweisen (Fresko-, Öl-, Aquarell-Malerei und so weiter) gegenwärtig noch 
immer aussteht. 
Die wichtigsten Eigentümlichkeiteu dieser Malverfahren werden in den beiden Haupt- 
teilen des Buches erörtert; in der Abhandlung über die bis zur Gegenwart verwendeten 
Farbstoffe (wieder mit besonderer Berücksichtigung der von der oben genannten Gesell- 
schaft aufgestellten Normalfarben) und die überaus zahlreichen Materialien, die bei der 
Herstellung der Malgründe, der Bindemittel sowie als Schutz- oder Verschönerungsüber- 
züge der Malereien in Betracht kommen. 
Einzelne Abschnitte sind als umfangreiche Einschaltungen und Zusätze praktischen 
Auseinandersetzungen gewidmet, die zusammen eine Heilkunde der Gemälde darstellen, 
deren prophylaktischer und therapeutischer Teil nicht nur dem Maler, sondern auch jedem 
Freund der Malerei von Nutzen sein dürfte. 
Daß bei dem so bedeutenden Umfang des behandelten Gegenstands eine erschöpfende 
Darstellung ausgeschlossen ist, kann wohl als selbstverständlich angenommen werden. 
Gleichwohl hätte vielleicht, namentlich mit Rücksicht auf den unvorbereiteten Leser, 
manches ausführlicher erklärt sein können. Auch das Literaturverzeichnis läßt eine Ver- 
mehrung wünschenswert erscheinen. So zum Beispiel wäre, abgesehen von weniger 
' Materialienkunde als Grundlage der Maltechnik. Von Dr. A. Eibner. Berlin, julius Springer, xgog, 
Cum-B", 480 S.
	        
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