hingemörtelt, doch fehlt unter dem gleich-
giltigen Himmel eine koloristische Note,
die wirklich in Kains Charakter läge. Zu
den ansprechendsten Bildern gehören zu-
nächst die von Ludwig Ferdinand Graf.
Sein Sitzbildnis der Gräfin Misa Wyden-
bruck-Esterhazy, in modernistjsch erson-
nenem blauem Decollete ist nach Form
und Farbe etwas durchaus Destilliertes,
Sublimiertes. Es ist ein gewisses, fein
glaciertes Wesen daran, das als Stil wirkt
und namentlich von Alphonse de "la
Gandara für so manchevomehme Mondäne
verwendet worden. Auch die Hoch-
eleganten des japaners Utamaro dürften
das subtile Lächeln dieses Antlitzes
freundlich erwidern. Das Brustbild des
Kunstgelehrten Dr. Eduard Leisching zeigt
dieses verflüchtigte Etwas von Luftton und
Fleischfarbe in männlicher Anwendung,
nicht ohne den Eindruck der Geistigkeit
zu machen, wenn auch die Form etwas
schlanker empfunden sein könnte. Sehr
anziehend ist ein ultramodem hinge-
nebeltes Interieur Grafs, in dem die
komplementären Töne sich ihr Kompli-
ment machen. Xn nicht minder modernem
Spukwesen bewegt sich der in München
lebende jungeTriestiner Gino F.Parin (Familienname: Pollak), der in allerlei feiner Drastik
mit farbigen Stiften so recht montmartresk arbeitet. Vorzüglich ist sein Bild: „Stille", ein
blaues Zimmer mit einer Dame in grünem Shawl am Fenster, ein Papagei dabei, draussen
eine Schneelandschaft in gross geballtem Schwarz-und-Weiss. Zu den angenehmen Erschei-
nungen gehört ferner Irma von Dutczynska, deren grosses Damenbildnis, grosse Blumen-
studie und noch anderes von entschiedenem Freilufttalent zeugt. Unter den Landschaften
finden sich bemerkenswerte von Wilt (vorzüglich der Maitag im Wienerwald), Luntz,
Suppantschitsch, Ranzoni, Roux (Winterbilder), Kasparides (Vollmond an der Donau),
Roth, Baron Drasche. Von Schiff noch gute Porträts. Von Rathausky (treflliche Marmor-
büste), Stursa-Prag, Heu, Stundl, Löwenthal gute Plastik. Hoffmann von Vestenhof
(Heimkehr des Odysseus), 0' Lynch von Town und sogar Germela versagen diesmal.
Speisezimmer von C. j. A. Voysey
QHANN VIKTQR KRÄMER. Bei Miethke hat j. V. Krämer eine grosse Aus-
stellung seiner Bilder, nicht weniger als x45 Nummern. Eine der wertvollsten Sonder-
ausstellungen der letzten Jahre. Die Natur Krämers enthält starke malerische und feine
poetische Elemente in eigentümlicher Mischung. Auf solider Leopold Müllefscher Grund-
lage ist ihm eine Malkunst von sehr persönlichen Zügen erwachsen, lebensfähig in der
Form und doch aller farbigen Beseelung im Sinne unserer Zeit zugänglich. Die Länder der
Sonne haben ihn selbstverständlich von jeher besonders gelockt. Südspanien, Sizilien, Nord-
afrika von Tanger bis zu den Nilkatarakten, Palästina und Syrien. Von den Ernten dieser
verschiedenen Studienreisen enthält die Ausstellung vollgiltige Früchte; von den frühen
Alhambrabildern bis zu den späten jerusalem- und Baalbek-Szenen, wo der Spuk des
Sonnenlichtes mitunter bis zu optischen Abenteuern verleitet. Immer ist dabei eine jugend-
liche Begeisterung fühlbar und eine rege Empfindung für die Seele der Dinge, an den