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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe II (1867 / 16)

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und Museen, und schon die nächste Ausstellung zeigte die Früchte ihres 
Strebens. Frankreich und noch mehr Belgien besitzen Anstalten zur 
Ausbildung der Gewerbetreibenden fast in jeder, selbst der kleinsten Stadt. 
Deutschland ist in dieser Beziehung sehr zurückgeblieben. Nur Oesterreich 
hat einen, allerdings grossartigen, Anfang gemacht mit seinem "Gester- 
"i-eichischen Museum für Kunst und Industrie", Würternberg und Baden 
besitzen ausgezeichnete technologische Sammlungen, und Bayern hat in der 
Kunst- und Gewerbeschule zu Njirnberg eine Anstalt ersten Ranges. 
Norddeutschland, der eigentliche Sitz des deutschen Gewerb- 
tleisses, entbehrt einer ähnlichen Anstalt ganz. Zwar besitzen wir Üni- 
versitäten und AkademieemKunstschulen und polytechniscbe Lehranstalten; 
für die künstlerische und technische Ausbildung derer jedoch, welche aus 
der Volksschule unmittelbar in's gewerbliche Leben übergeben, ist so gut 
wie nichts geschehen. Berlin mit seinem entwickelten Handel und seinen 
blühenden Fabriken hat die Pflicht, diesem Mangel abzuhelfen. Dieser 
Pflicht soll das neue Unternehmen genügen, welches wir unter dem Namen: 
„Deutsches Kunst- und Gewerbe-Museum zu Berlin" 
zu gründen beabsichtigen. 
Das Institut wird kein locales, nicht lediglich für die Hauptstadt 
berechnet sein, es soll vielmehr ein Centralpunkt werden, der dem Wis- 
sensdrang der Arbeiter und den Bestrebungen der Gewerbetreibenden in 
ganz Deutschland Genüge thnt. Nicht einseitig die künstlerische oder 
die technisch-wissenschaftliche Ausbildung, sondern beide gleiehmässig 
sollen in der neuen Anstalt gepflegt werden. Erst die Entwicklung aller 
Kräfte kann ein Volk befähigen, in dem Wettstreit Aller auf dem Welt- 
inarkte seinen Platz zu behaupten. Dieses Ziel zu erreichen bedarf es 
einer künstlerischen und technischen Sammlung von Mustern und Mo- 
dellen, und einer an diese sich anschliessenden Lehranstalt. Man sage_ 
nicht, dass wir Museen genug besitzen. Freilich sind unsere Sammlungen 
reich an Knnstschätzen aller Art, aber die Verwerthung derselben für 
Hebung des Gewerbes ist nur in einer Anstalt möglich. die eigens zu 
diesem Zweck eingerichtet ist, wo wenige, aber vorzügliche Stücke einer 
jeden Gattung von allen Seiten am Tage wie am Abend zugänglich, zu 
genauem Studium und zur Copiruug bereit sind. Eine gute, allgemein 
zugängliche technologische Sammlung nach Art der Stuttgarter entbehren 
wir überdies ganz. 
Die Beschaltung der Sammlungen kann erfolgen: 
a) durch Ankauf oder Schenkung, 
b) durch Entleihnng von den Besitzern, 
c) durch Ausstellung von Seiten der Industriellen. 
Das Leihsystem, welches in England und Oesterreich zu den 
glänzendsten Resultaten geführt hat, wird auch bei uns nicht verfehlen, 
dem Museum werthvulle Gegenstände in grosser Zahl zur Ausstellung
	        
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